Schockierender „Trulieve“-Vorfall: Atemnot durch gemahlenes Cannabis?

Symbolbild

Ein Arbeitsplatz in der legalen Cannabis-Branche, das ist für viele Idealisten mit grasgrüner Brille ein lang gehegter Traum. Arbeit und Vergnügen auf profitable Weise verknüpfen und zwischendurch zur Zigaretten-… äh, Joint-Pause ab in die Raucher-Ecke. Zweifellos gibt es in der Cannabis-Wirtschaft viele Unternehmer und Angestellte, die erfolgreich sind, mit dem was sie tun und sich keinen anderen Beruf mehr vorstellen wollen. Das sich aber auch unerwartete Abgründe auftun können, zeigt ein aktueller Fall aus Massachusetts, USA.

Gerade versucht dort eine behördliche Untersuchung die Umstände des ungewöhnlichen Todes einer Angestellten des Cannabis-Produzenten Trulieve zu klären. Dabei handelt es sich um eine Arbeiterin, die zum Zeitpunkt ihres Todes Pre-Rolls befüllte. Das bedeutet nichts anderes als das Material tausender und abertausender fein gemahlener Cannabisblüten in vorgedrehte Joint-Hüllen zu befördern. Dazu werden heutzutage häufig Maschinen genutzt, die das gemahlene Weed durchschütteln – wobei ein Teil der Masse dann in die zuvor präparierten Hüllen hinein rieselt – und Cannabis-Staub in die Luft gelangt. Klingt erst einmal harmlos, doch die 27-Jährige, die an einem Standort in Holyoke angestellt war, brach an einem Tag Anfang Januar 2022 während ihrer Schicht bei dem Cannabis-Unternehmen mit Atemnot zusammen und verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus.

Für die amerikanische Occupational Health and Safety Administration (OSHA), einer Art Gesundheitsbehörde mit Fokus auf Arbeitssicherheit, steht fest, dass der Tod des Opfers mit der ungewollten, übermäßigen Inhalation von feinstem Cannabis-Staub zusammenhängt. Durch die Behörde durchgeführte Messungen der Luftqualität in den entsprechenden Fabrikräumen brachten alarmierende Ergebnisse, nach denen die Luftverschmutzung jedes tolerierbare Niveau längst überschritten hatte. Die OSHA ist überzeugt davon, dass die Atemnot durch Cannabis-Feinstaub verursacht wurde.

Bereits einige Male gerieten sowohl Truelieve als auch andere große amerikanische Cannabis-Produzenten wegen heftiger Arbeitsunfälle und Verletzungen des Arbeitsschutzes in die Schlagzeilen, doch es gelang den betroffenen Firmen bisher, Klagen von Angehörigen mit Vergleichszahlungen abzuwenden und so größere Shitstorms zu verhindern.

Es ist unklar, ob das Opfer eine Schutzmaske über dem Mund getragen hat, auch ist fraglich, ob die junge Frau bereits an Vorerkrankungen der Lunge gelitten hat. Es ist jedoch hinlänglich bekannt, dass Feinstaub-Partikel, sei es etwa Holz in der Schreinerei oder Aluminium in der Metallverarbeitung, in hoher Konzentration äußerst gesundheitsschädlich sind und in der Vergangenheit bereits für viele Todesfälle und chronische Lungen-Krankheiten gesorgt haben. Angesichts des tragischen Vorfalls, bleibt zu hoffen, dass (nicht nur) Trulieve seine Arbeitsschutzmaßnahmen nun noch einmal gewissenhaft auf den Prüfstand stellt.

Wer jetzt als Konsument Angst davor bekommen sollte, das unterste Fach des eigenen Grinders zu öffnen, dem sei aber Entwarnung gegeben: bei Mengen des privaten Eigenbedarfs ist eine derartige Luftverschmutzung ausgeschlossen – auch dann, wenn das Kief-Fach mal wieder überquellen sollte. Es kann aber auch nicht schaden, sich mal mit dem Thema Hygiene im Grow-Raum zu beschäftigen…

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