Hygiene beim Cannabis-Anbau

Hygiene Cannabis Anbau

Nicht nur coronagefährdete Hände wollen hygienisch desinfiziert oder gereinigt werden, nein, auch im Growraum sollte man es nicht so zugehen lassen wie bei den Flodders, sondern auf Reinlichkeit achten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Dies hat viele positive Nebeneffekte, wie etwa zusätzlichen Schutz vor Krankheiten und Schädlingen. Mr. José klärt über die richtigen Maßnahmen beim Grow auf.

Von klein auf wird jedem gesagt, man solle sein Zimmer aufräumen, den Staub wegwischen, keine Dinge auf dem Boden liegen lassen und vor dem Essen die Hände waschen. Auch wenn die Einsicht, dass dies alles vernünftige Sachen sind, oft erst ein paar Jahre später kommt, bei den allermeisten von uns kommt sie irgendwann. Doch nicht jeder hält sich auch im Growraum dran. Dabei kann die gründliche Reinigung und Pflege des Raums zu einer besseren und reichhaltigeren Ernte führen, was doch schließlich das Ziel eines jeden Growers ist. Deshalb sollte man nicht zögern, sich näher mit den Grundprinzipien der Hygiene zu beschäftigen, wenn man auch Cannabis anbauen möchte . Als ich meinen ersten Growraum einrichtete, konzentrierte ich mich darauf, dass die Pflanzen genügend Licht, Wasser, Nährstoffe, Luft und optimale Klimabedingungen zur Verfügung stehen hatten. Ich hatte sogar Kohlendioxid zugeführt, wenn auch auf eine sehr dilettantische Weise.

Natürlich habe ich auch versucht, den Raum ordentlich zu halten, aber besonders darauf geachtet habe ich ehrlicherweise nicht. Die Pflanzen wuchsen, die Ernte war reichhaltig und ich hatte keinen Grund, etwas zu ändern. Jetzt, nachdem ich bereits mehr Ernten durchgeführt habe, als ich zählen kann, weiß ich eins jedoch ganz sicher: auch wenn alles gut läuft, ist es immer besser, den Growraum dennoch kontinuierlich zu verbessern, um so potenziell auftretende Probleme im Voraus zu vermeiden. Die Lösung von Problemen im Nachhinein ist ein viel problematischeres Szenario und hat erhebliche Auswirkungen auf die Ernte.

Selbst wenn jemand also nicht besonderen Wert auf die Hygiene beim Cannabis-Anbau legt und seine oder ihre Pflanzen trotzdem wachsen und gedeihen, sollte diese Person besser anfangen sich mit verbesserter Hygiene zu beschäftigen, um sicherzustellen, dass der Erfolg auch anhält. Außerdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass mit jedem weiteren Anbauzyklus das Risiko von Schimmel, Viren, Krankheiten und anderen parasitären Organismen steigt. Wenn man zum Beispiel ein kleines Schimmelproblem in einem Wachstumszyklus hatte und den Bereich nicht richtig gereinigt hat, bevor ein neuer Zyklus begonnen wurde, kann man davon ausgehen, dass sich dieses Problem im zweiten Zyklus erheblich verschlimmern wird. Was also tun?

Desinfektion des Growraums

Unabhängig davon, ob jemand in einem neuen oder einem bereits genutzten Anbauraum startet, wird empfohlen, diesen zunächst mit einem Desinfektionsmittel zu reinigen, um so möglichst viele Keime zu beseitigen. Zu diesem Zweck könnte man haushaltsübliche Reinigungsprodukte verwenden, die üblicherweise in Apotheken oder Drogerien erhältlich sind. Man sollte damit alle Teile des Anbausystems behandeln. Das bedeutet, dass die Blumentöpfe, Wasser- oder Nährstofftanks sowie Wasserpumpen und Bewässerungsverteiler regelmäßig gereinigt werden müssen. Bei der Verwendung von Reinigungsmitteln ist es notwendig, die Pflanzen und alle Teile, die mit dem Kultursubstrat in Berührung gekommen sind, anschließend gründlich mit Wasser abzuspülen. Ich persönlich bevorzuge alkoholhaltige Reinigungslösungen, da diese schnell verdunsten und nicht sehr aggressiv sind. Man sollte nicht vergessen, auch andere Geräte zu desinfizieren, die für den Anbau verwendet werden, etwa Scheren, Skalpelle, Sprühflaschen oder ähnliches.

Wenn man ein automatisches oder hydroponisches Bewässerungssystem verwendet, ist es zudem nötig, die Bewässerungsverteiler sorgfältig zu desinfizieren. Dies kann beispielsweise mit 50 Millilitern von 30-prozentigem Wasserstoffperoxid (H2O2) erfolgen, das mit zehn Liter Wasser verdünnt wurde. Diese Lösung wird in den Wassertank gemischt und man sollte das Bewässerungssystem, je nach Größe des Wassertanks, in etwa eine Stunde laufen lassen – je größer der Tank, desto länger sollte die Lösung durch das System laufen. Man kann diesen Vorgang je nach Bedarf mehrmals wiederholen. Anschließend muss die Lösung entfernt und der Vorgang nach ein paar Stunden mit sauberem Wasser wiederholt werden, um das restliche Peroxid zu beseitigen. Es ist ratsam, den Reinigungsprozess mit sauberem Wasser mindestens zweimal zu wiederholen. Dabei sollte immer frisches Wasser verwendet werden. Der in diesem Abschnitt beschriebene Prozess sollte vor jedem neuen Kultivierungszyklus wiederholt werden.

Desinfektion von Kultursubstraten

Manchmal ist es gut, auch das Kultursubstrat zu desinfizieren, besonders bei hydroponischem Anbau, der Verwendung von Keramsit, Perlit oder ähnlichen inerten Kultursubstraten. In solchen Fällen könnte man eine Lösung von 50 Millilitern 30-prozentigem Wasserstoffperoxid je zehn Liter Wasser verwenden. Am besten taucht man das Medium 24 Stunden lang in diese Lösung ein oder spült das Medium mit einem starken Strahl der Lösung mehrmals ab, etwa im Ein- bis Drei-Stundentakt. Dieses Verfahren kann auch angewendet werden, wenn das gleiche Nährmedium mehrmals verwendet wird. Bevor man ein solches Medium desinfiziert, sind so viele Wurzeln und andere Pflanzenreste wie möglich zu entfernen. Auf diese Weise könnte man auch ein Kokosmedium und ähnliche Mischungen desinfizieren. Man sollte sich aber bewusst sein, dass auf diese Weise auch nützliche Organismen ausgelöscht werden. Deshalb empfehle ich nicht, Kokos vor der ersten Anwendung zu desinfizieren, da es oft Mykorrhizen enthält. Wenn man das Kultursubstrat mit nützlichen Bakterien anreichern will, sollte dies frühstens zwei Stunden nach der Desinfektion erfolgen. Es wird außerdem empfohlen, das Kulturmedium vor seiner erneuten Verwendung und nach der Reinigung mit Wasserstoffperoxid noch einmal mit sauberem Wasser zu spülen.

Was ist während des Anbaus zu tun?

Die gerade genannten Verfahren sind für die Zeit vor dem Beginn eines Wachstumszyklus vorgesehen und sollen ideale hygienische Bedingungen für den Start gewährleisten. Aber das ist nicht genug, denn Viren, Bakterien und Mikroben können auch während des Growzyklus jederzeit in den Growraum gelangen. Der einfachste Weg für Verunreinigungen ins Innere des Growraums führt über das Lüftungssystem, über von außerhalb mitgebrachte Werkzeuge oder über Kleidung und Haut. Das erste, worum man sich kümmern sollte, ist daher, die Luft zu filtern, die in den Growraum kommt.

Die einfachste Methode dazu ist, feine Nylonstrümpfe über den Belüftungsschlauch oder das Loch, durch das die Luft in den Growraum gelangt, zu spannen. Diese Methode kostet fast nichts und erfüllt ihren Zweck. Dennoch fehlt es dieser Lösung unter anderem an Feinschliff und Individualisierungsmöglichkeiten. Man ist also besser beraten, spezielle Filtereinsätze zu kaufen, die speziell für den jeweils genutzten Belüftungsschlauch hergestellt wurden. Hier ist der Preis abhängig von der gewünschten Filtrationsstufe. Je feiner der Filter, desto höher ist der Preis. Für einen eher niedrigeren zweistelligen Betrag bekommt man in der Regel einen Filter, der fein genug ist, um die meisten Schadstoffe, Schädlingsorganismen und Insekten aufzuhalten, die meist die Hauptverursacher von Krankheiten und Verunreinigungen sind. Man kann solche Filter, in Fachgeschäften für Klimaanlagen und in guten Growshops käuflich erwerben. HEPA-Filter, die üblicherweise im Vakuum eingesetzt werden, haben sehr gute Filtereigenschaften. Sie sind in zylindrischen Formen erhältlich, die man mit geringem Aufwand in ein Filtersystem einbauen kann. Diese Lösung ist aber nur dann sinnvoll, wenn das Anbaugebiet sehr gut versiegelt ist und es keine weiteren Löcher gibt, durch die Schadorganismen ins Innere gelangen könnten. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass man sich also genau darum kümmern sollte! Die Filtration senkt übrigens die Leistung des Ventilators und diese muss bei der Verwendung von feinsten Filtern daher erhöht werden.

Sobald die sichere Luftfiltration geregelt ist, sollte man sich auf sich selbst als potenziellen Übermittler von Schadorganismen konzentrieren. Ich schlage zu vor, zu diesem Zweck einen Overall zu kaufen, der über der Kleidung und ausschließlich innerhalb des Anbauraums verwendet wird. Die Hände sollten jedes mal gründlich gewaschen werden, außerdem ist die Verwendung von Latexhandschuhen beim Arbeiten mit den Pflanzen sehr ratsam. Neben dem Vorteil, durch Handschuhe und Overall das Risiko von Schadorganismen zu verringern, haftet durch die Benutzung des Schutzequipments zudem der Geruch der Pflanzen nicht am Grower. Alle Werkzeuge und Ausrüstungen, die man in den Anbauraum mitbringt, sollten zumindest vorher abgewaschen werden. Außerdem ist es ratsam, alles, was man im Growraum nicht braucht, auch zu entfernen. Dazu gehören alle Arten von Abfällen, insbesondere organische Abfälle wie zum Beispiel Pflanzenreste. Es versteht sich von selbst, dass der Bereich generell ordentlich gehalten und der Boden und andere Oberflächen regelmäßig gereinigt werden sollten. Das Rauchen im Anbauraum ist zu vermeiden, da es der Sauberkeit nicht zuträglich ist und auch den Pflanzen nichts bringt. Hunde, Katzen und andere Haustiere sollten keinesfalls in den Anbauraum gelangen, da sie ein erhebliches Risiko darstellen, unerwünschte Krankheitserreger einzuschleusen.


Trotz all dieser Maßnahmen ist es dennoch immer noch möglich, dass einige Krankheitserreger in den Growraum gelangen. Es gibt mehrere Methoden damit umzugehen, noch bevor die Pflanzen infiziert werden. Die erste ist die Verwendung von keimtötender Beleuchtung auf Basis von UV-C-Licht mit einer Wellenlänge von 200 bis 280 Nanometern. Geräte mit entsprechendem Licht töten Schimmelpilzkeime und andere Mikroorganismen ab. Um eine hundertprozentige Wirkung zu erzielen, muss eine solche Behandlung täglich angewendet werden, der Vorgang dauert aber nur wenige Minuten. Dabei muss streng nach beiliegendem Handbuch vorgegangen werden, da eine falsche Anwendung die Pflanzen schädigen kann, aber das ist nicht besonders schwierig. Der Einsatz von plasmabasierten Lichtquellen soll ebenfalls den gleichen Effekt erzielen, ist jedoch sehr teuer und kann nicht zu jedem Zeitpunkt eingesetzt werden. Eine weitere Methode ist die Reinigung der Luft in einem Growraum durch die Verwendung von desinfizierendem Kaltdampf. Diese Methode ist sehr einfach und effektiv. Man muss dafür lediglich ein geeignetes Desinfektionsmittel mit der entsprechend darauf angegebenen Menge Wasser vermischen (oder man nimmt Wasserstoffperoxid in einer geeigneten Mischung mit Wasser) und in einen Membranbefeuchter geben, der den kalten Dampf über die gesamte Fläche verteilt. 

Wenn eine Form der automatischen Bewässerung verwendet wird, muss dieses System auch während des Kulturzyklus gereinigt werden. Die Reinigung des Wassertanks sollte mindestens einmal alle drei Wochen erfolgen. Alles was dazu gebraucht wird, ist ein sauberer Waschlappen und frisches Wasser. Alkoholische Reinigungslösungen sind auch für glatte Oberflächen geeignet, da sie sehr schnell verdunsten. Wenn keine organischen Düngemittel oder nützlichen Mikroorganismen verwendet werden, kann das Bewässerungssystem regelmäßig desinfiziert werden. Hierbei kann beispielsweise das zuvor genannte Wasserstoffperoxid in verdünnter Konzentration genutzt werden.

Respekt vor den Pflanzen

Der Anbauraum wird sauber gehalten, um eine Infektion der Pflanzen zu verhindern. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass möglicherweise nicht alle Reinigungsprodukte sicher für die wertvollen Pflanzen sind. Handelsübliche chemische Reinigungsmittel können giftig sein. Daher sollte man immer versuchen, Reinigungs- und Desinfektionsmittel zu verwenden, die für den Einsatz mit Pflanzen empfohlen sind und regelmäßig getestet werden. Aber ich nehme an, alle Grower wissen das.

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