Mehr Cannabis-Eigenbedarf: Ludwig jammert – Suchtexpertin spricht Klartext

Daniela Ludwig
Karikatur: Daniela Ludwig in einer Pressekonferenz (YouTube)

Nach dem Ende der Koalitionsverhandlungen in Baden-Württemberg sind sich Grüne und Union in Sachen Cannabis einig geworden – es hatte sich bereits angedeutet, nun wird es in die Tat umgesetzt: trotz des Unmuts der Bundesdrogenbeauftragten Ludwig wird es Anpassungen beim Cannabis-Eigenbedarf geben: die erlaubte Menge wird von vormals sechs Gramm auf zehn heraufgesetzt. Bundesweite Spitzenreiter in dieser Beziehung sind Berlin und Bremen mit einer straffreien Menge von 15 Gramm. In Bayern sind es dagegen nach wie vor nur sechs Gramm. Aus den Büros der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wird dieser Tage der passende Artikel zum Thema in unzählige Nachrichten-Redaktionen der Bundesrepublik gespült. Glücklicherweise ist der Text weit weniger einseitig, als man es der dpa nach schlechten Erfahrungen in jüngster Vergangenheit zugetraut hätte (man denke nur an den armen „Stefan“).

Als Cannabisfreund kann man die Entscheidung sowieso eigentlich nur begrüßen. Allerdings wirkt das medial veranstaltete Cannabis-Geschwurbel um Grenzwerte, THC-Gehalte und Jugendgefährdung mittlerweile nur noch wie ein anachronistisches Zwischenspiel auf dem Weg zur längst fälligen Legalisierung, das kommende Generationen im Rückblick wohl nur schwerlich nachvollziehen dürften. Also warum nicht endlich Nägel mit Köpfen machen?

Daniela Ludwig: aus der Zeit gefallen?

Wenig begeistert von den Anpassungen rund um den Cannabis-Eigenbedarf zeigt sich Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig auf der Gegenseite. Von einer „bitteren Pille“, die es nun zu schlucken gelte, ist die Rede. Einer Menge von 10 Gramm spricht die CSU-Frau gegenüber der dpa einfach mal pauschal die Eigenbedarfstauglichkeit ab. Mit zehn Gramm könne man sich schon 20 bis 30 Joints drehen und das habe mit Eigenbedarf nichts mehr zu tun. Wo jetzt genau das stichhaltige Gegenargument in dieser Äußerung steckt, darf jeder Leser gerne für sich entscheiden. Ein kleiner Tipp: es gibt keins.

Das ist nichts Neues: schon mehrfach warnte sie vor innerdeutschem Cannabis-Tourismus durch Gefälle bei den Eigenbedarfsmengen der Länder, ohne ihren Alarmismus allerdings mit Daten und Fakten unterfüttern zu können. Sehr erfreulich ist dagegen, dass Drogen-Danis ignoranten Aussagen die Expertise einer Fachfrau gegenüber gestellt wird, die gänzlich anderer Meinung ist. Denn Christa Niemeier, Suchtexpertin der Landesstelle, sieht in der Gesetzesänderung „eine erforderliche Anpassung an die Realität“. Man müsse „wegkommen von der Kriminalisierung“.

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