Pro & Contra: HHC-Cannabis

Eine Packung HHC-Cannabis und zwei Daumen-Emojis

Auch in der sonst so entspannten Highway-Redaktion kommen manchmal strittige Fragen auf. Genau dafür wurde unsere neue Rubrik Pro & Contra kreiert – ein hemmungslos subjektiver Meinungsaustausch, der dem ein oder anderen Leser vielleicht auch als Orientierungshilfe dienen kann. Diesmal geht es um das kontrovers diskutierte Thema HHC.

Contra

Ich habe den neuesten Cannabinoid-„Hype“ HHC (Hexahydrocannabinol) noch nicht selbst getestet, soviel vorweg. Ich habe es auch nicht vor – denn ich bin nicht der Meinung, dass man das muss, bevor man sich ein Urteil zum Thema erlauben darf. Die Gründe meiner ablehnenden Haltung speisen sich aber auch keineswegs aus der speziellen Art der Rauscherfahrung, die HHC mit sich bringt. Es spielt keine Rolle für mich, ob es zehnmal so dicht macht wie THC oder nur einen Bruchteil der Wirkung verursacht.

Problematisch finde ich die Vorgehensweise, Dinge als legal zu verkaufen, die nur aus einen einzigen Grund legal sind: weil die Behörden noch nicht mit einem entsprechenden Verbot hinterhergekommen sind. Diese Praxis kennt man eigentlich vom größten Feind eines jeden naturbewussten Cannabis-Enthusiasten. „Spice“-Produzenten und Händler machen sich genau den gleichen Mechanismus zu eigen: chemische Zusammensetzungen minimal verändern und den so gewonnenen, quasi neuartigen Stoff solange unter die Leute bringen, bis dann doch irgendwann das Verbot kommt. Und danach geht das Spiel dann direkt wieder von vorne los.

Es ist eine Sache, einer THC-reichen Sorte über geschickte Züchtung ihren berauschenden Teil zu entziehen und das dadurch enstehende unberauschende Pflanzenmaterial als „Cannabis light“ zu vermarkten – das ist zwar persönlich nicht so mein Ding, aber es kann sich, je nach Bezugsquelle, um ein hochwertiges Produkt handeln und unzählige zufriedene CBD-Nutzer geben den Produzenten recht. HHC dagegen kommt in natürlichem Pflanzenmaterial nur in absoluten Kleinstmengen (vor allem in Cannabis-Samen) vor. Die Schritte, die notwendig sind, um eine Cannabis-Blüte zu erhalten, die einen HHC-Gehalt von mehreren Prozent (völlige Gaga-Angaben á la 30 bis 40 Prozent mal außen vor gelassen) aufweist, haben für mich nichts mehr mit einem Naturprodukt – und auch eigentlich nichts mehr mit Cannabis – zu tun.

Da ist es mir dann auch ganz egal, ob die Wirkung angeblich milder sein und zu weniger Paranoia führen soll. Es reicht schon, dass es weder Langzeitstudien zur Wirkung gibt, noch behördliche Regulationen und Kontrolle, um mir ein ungutes Gefühl zu geben. Und da der ganze HHC-Sektor, wie eingangs angerissen, eine sich extrem schnell nähernde Deadline hat, darf man wohl getrost davon ausgehen, dass für viele Produzenten und Händler nicht die Produktqualität, sondern das dem Verbot zuvorkommende, schnelle Geschäft im Vordergrund steht. Wenn das nicht wahrlich schlechte Vorraussetzungen für naturbewussten Genuss sind!

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Pro

Auf einmal war es da! Auf den Hanfmessen wird es plötzlich an den Ständen angeboten, die CBD-Online-Shops beeilen sich, ihr Sortiment entsprechend zu erweitern. HHC-Cannabis ist eingeschlagen – und ich finde es super! Das hat auch mit meiner persönlichen Situation zu tun: THC ist mir einfach oft zu heftig und ich habe aufgrund meiner Wohnlage oft gar keinen Zugang zum Schwarzmarkt. Abgesehen davon, dass ich diesen auch nicht weiter unterstützen möchte.

Da greife ich halt hin und wieder zu HHC-Blüten, auch wenn ich weiß, dass es nicht mehr wirklich natürlich ist. Aber es ist und bleibt ein Stoff, der schon immer in unserem liebsten Kraut drin steckt – nur weil sich früher kaum jemand mit der Anreicherung beschäftigt hat, heißt das ja nicht per se, dass HHC in höheren Konzentrationen schädlich ist. Es ist doch vielmehr eine gute Sache, zu erforschen, was sonst noch an Gutem und Nützlichen in Cannabis steckt – vom Rind sollte man ja auch nicht nur das feine Filet essen.

Und wenn ich jetzt schon die Naturfanatiker plärren höre: macht euch mal bitte keine Illusionen darüber, welche Verarbeitungsprozesse das gute alte THC-Blütenmaterial, dass ihr gerade auf dem Schwarzmarkt geholt habt, vor dem Verkauf so durchlaufen hat. Naturprodukt am Arsch kann ich da nur sagen!

Ja, ihr habt richtig gehört, liebe Müsli-Fraktion: diese ganzen Lotionen, Sprays und Liquids zur „Blütenverfeinerung“, die, zum Beispiel auf der größten Fachmesse Deutschlands, der Mary Jane in Berlin, zuhauf angeboten werden, kommen – welche Überraschung! – auch tatsächlich zur Anwendung und reichern sich hinterher in euren ach so reinen Körpern an. Fazit: die aktuell aufbrandende HHC-Kritik ist für mich im Grunde nichts anderes als Heuchelei und nur eine weitere Ausprägung der Eigenart der Cannabis-Branche, sich gegenseitig zu zerfleischen und auf Kosten anderer Marktteilnehmer moralisch zu erhöhen.

2 Kommentare

  1. HHC soll ja ein Abbauprodukt sein. Man hört immer wieder Geschichten von 5 Jahre oder älterem Piece oder alte Blüten was Konsumenten in ihrer Wohnung finden was noch wirken soll. Ist es irgendwie möglich so ein altes Pflanzenmaterial mal an ein Labor zu schicken und auf HHC Konzentration zu testen?

    THC soll nämlich schon nach ca. 3 Jahren unter idealsten Lagerbedingungen(Luftdicht) ca. 40% an Wirksamkeit verlieren.

    Zitat „Wie lange sind Cannabisprodukte generell haltbar?
    Bei richtiger Lagerung können viele Cannabisprodukte monate- oder sogar bis zu einem ein Jahr lang frisch und wirksam bleiben:

    Konzentrate wie Wachse oder Extrakte können in der Regel mehrere Monate lang verwendet werden
    Cannabisöle können ein Jahr oder länger frisch bleiben, wenn sie vor Licht und Hitze geschützt aufbewahrt werden.
    Topika (Salben und Cremes) können bis zu einem Jahr oder länger, wenn sie richtig gelagert werden.
    Die zu erwartende Haltbarkeit von Cannabisprodukten hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Aber eine sorgfältige Lagerung und die Beachtung der eigenen Kennzeichnung eines Produkts können Ihnen dabei helfen.

    Wie lange bleiben Cannabisblüten haltbar?
    Bei richtiger Lagerung ist getrocknetes Cannabis zwischen 6 und 12 Monate haltbar. Mit der Zeit verliert es allerdings an Aroma und Potenz. Da Medizinisches Cannabis als reguliertes Betäubungsmittel eine gewissen Potenz vorweisen muss, setzt man hier die Haltbarkeit viel niedriger an. Meistens zwischen 3-6 Monaten.

    Laut einigen älteren Untersuchungen verliert Cannabis nach ca. 12 Monaten ungefähr 16 Prozent seines THC-Gehalts und sinkt von da an immer weiter:

    26 Prozent weniger THC nach 24 Monaten
    34 Prozent weniger THC nach 36 Monaten
    41 Prozent weniger THC nach 48 Monaten“.

    (Quelle: https://www.cannabis-aerzte.de/mindesthaltbarkeitsdatum-cannabis/).

    Vielleicht wandelt es sich mit der Zeit aber auch einfach nur in HHC um.

    Wenn das bestätigt werden könnte ist der Stoff HHC selbst sehr wahrscheinlich recht ungiftig und mindestens Cannabis Konsument*innen älterer Semester müssten es schon häufig ohne ihr Wissen konsumiert haben, aber eben auch ohne Folgeschäden.

    Die eigentliche Lösung kann aber dennoch nur „Legalize it, NOW!“ heißen. PeAcE

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