Pro & Contra: Alkohol verbieten?

Auch in der sonst so friedlichen Highway-Redaktion kommen manchmal strittige Fragen auf. Genau dafür wurde unsere neue Rubrik Pro & Contra kreiert – ein hemmungslos subjektiver Meinungsaustausch, der dem ein oder anderen Leser vielleicht auch als Orientierungshilfe dienen kann. Heute geht es um die brisante Frage, ob Alkohol zum Schutze der gesellschaftlichen Gesundheit verboten werden sollte.

Pro

Cannabisgegner versuchen immer wieder aus der Legalisierung eine Gesundheitsfrage zu machen. Das Narrativ von der Überforderung der Gesellschaft wird gerne gepflegt: „Zwei schädliche Droge sind ja schon legal – mit allen negativen Folgen. Warum also noch eine dritte erlauben?“ Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich diese Argumentation ärgert. Deshalb sage ich an dieser Stelle ganz klar und deutlich: ja, dann verbietet doch einfach Alkohol und Tabak!

Wenn die Stoffe doch so gefährlich sind (und das sind sie), warum sind sie dann sogar Jugendlichen teilweise legal zugänglich und warum zum Henker dürfen sie noch immer beworben werden? Weg mit dem Dreck – die Volksgesundheit wird es uns danken. In anderen Ländern, wo Alkohol vielleicht nicht verboten, aber doch regelrecht unerschwinglich ist, wie etwa in Teilen Skandinaviens, bricht die Welt ja auch nicht zusammen, oder? Das geht an all die Sangria-Säufer und Hugo-Hipster da draußen: ihr hattet euer Jahrhundert, jetzt ist das Zeitalter des Cannabis angebrochen!

Die Krankenhäuser und Suchtstationen würden entlastet, die Zahl der Autounfälle würde sinken, ebenso wie die Zahl der Körperverletzungen. Das passt doch hervorragend zum herrschenden Zeitgeist – wie viele Corona-Patienten man sich zusätzlich erlauben könnte, wenn erst mal die letzten Lungenkrebse und Leberzirrhosen weggestorben sind und deren Betten neu verteilt werden können?

Und im Gegenzug wird dann mit Cannabis die harmloseste und verträglichste aller drei Volksdrogen ab 18 Jahren freigegeben. So kann die Gesellschaft schonend und ohne allzu starke Entzugssymptome aus ihrem kollektiven Kater erwachen. Also, wenn man schon über das Thema Gesundheit reden möchte, dann bitte richtig.

Contra

„Dann verbietet doch einfach Alkohol und Tabak!“ – Diesen, meist angemessen empört vorgetragenen Einspruch hat man schon von einigen frustrierten Cannabisfreunden vernommen, die sich (zurecht) nicht mit der vorherrschenden Gesetzgebung abfinden können und wollen. Wie bitte schön kann es sein, dass das weitaus mildere Rauschmittel verboten ist, während das harte Rauschgift nicht nur legal ist, sondern auch noch gefördert wird? Doch die Haltung aus dem Eingangs-Statement ist natürlich problematisch und widerspricht so ziemlich allem, was sich Cannabis-Aktivisten auf die Fahnen geschrieben haben.

Denn eine derartige Prohibitionspolitik kann niemals richtig sein: das Cannabisverbot befördert zahlreiche Missstände und richtet mehr Schaden an als der Konsum selbst. Gestrecktes oder synthetisches Weed, fehlender Konsumenten- und Jugendschutz, Diskriminierung. Wer sollte das besser wissen als wir Kiffer? Warum sollte, was schon in einen Fall nicht klappt, im anderen auf einmal doch funktionieren? Zumal die Zahl der Alkoholkonsumenten in Deutschland die Zahl der Cannabisfreunde noch um ein Vielfaches übertreffen dürfte.

Ist es nicht eher der Frust, der da aus uns Cannabisbefürwortern spricht? Der Neid darüber, dass der eine sein Feierabendgedeck wie selbstverständlich genießen darf, während sich der andere der Strafverfolgung ausgesetzt sieht? Der Ärger über die dummen Sprüche á la „Kiffen macht blöd“, die man sich seit gefühlt 100 Jahren anhören darf? Das Unverständnis über die Ingnoranz, dass große Teile der saufenden Bevölkerung noch immer auszeichnet.

Und genau hier gilt es anzusetzen. Mit viel Geduld und ehrlicher Aufklärung anstatt mit Verunglimpfungen. Die Fronten müssen aufgeweicht, nicht weiter verhärtet werden. Und überhaupt: warum soll es meine Lage besser machen, wenn andere genau das gleiche Leid erleben?

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