Auf einmal wollen sie alle: auch Tabakläden möchten legales Cannabis verkaufen

Marihuanablüten und ein Grinder
Symbolbild

Was für ein heilloses Legalisierungs-Kuddelmuddel! Nach wie vor ist vollkommen unklar, ob es sich bei der Legalisierungs-Meldung der vergangenen Woche nicht doch um eine fette Ente handelt. Dennoch tut die Presse geradezu so, als sei eine Cannabis-Freigabe längst beschlossene Sache. Verfügt man in den Redaktionsstuben etwa über Informationen, die Normalsterblichen (bisher) vorenthalten werden?

Wohl kaum. Doch es bleibt immerhin zu hoffen, dass wenigstens nicht nur der schnöde Mammon durch Klickzahlen Grund für die anhaltenden Spekulationen ist. Wobei es ja eigentlich in den meisten Fällen nicht einmal Spekulationen sind, da die Legalisierung in vielen Artikeln bereits als gesetzt kommuniziert wird. Wie nennt man gleich noch mal Spekulationen, die dem Leser als Tatsache verkauft werden? Sind das eigentlich schon Fake News?

Cannabis im Tabakladen?

Wie dem auch sei, einen gewissen Unterhaltungswert kann man den Kolumnen, Kommentaren und Debatten nicht absprechen. Allerdings sollte man als Cannabisfreund auf ein böses Erwachen vorbereitet sein. Momentan verbeißt man sich mal wieder in der Frage, wo denn das ominöse legale Cannabis verkauft werden soll. Und siehe da, wer meldet da schon erste Ansprüche an und umgarnt die Politik: nach den Apotheken nun die Tabakläden. Fast bekommt man den Eindruck als könne es ihnen auf einmal nicht schnell genug gehen mit der Legalisierung. Schade, dass es in den letzten 50 Jahren egal war…

Während die Apotheken ja immerhin schon Erfahrung mit dem medizinischen Verkauf haben und es ja durchaus auch einige gibt, die mit gutem Fachwissen hervorstechen und mit großer Sorten-Vielfalt auf die Bedürfnisse der cannabisinteressierten Kundschaft eingehen, dürfte bald auch der Letzte verstanden haben, dass legales Cannabis kein reines Gesundheitsthema ist und deshalb nicht in die Apotheke gehört.

Alkohol, Kippen… und Cannabis?

Regelrecht irritierend dagegen das Vorpreschen der Tabakläden, die sich als verlässliche Partner in Sache Jugendschutz gerieren: „Unsere Mitarbeiter verkaufen tagtäglich und zuverlässig Tabakwaren, Lotto, Toto & Co. nach den geltenden Jugendschutzvorgaben.“ Na, wenn das als Qualifikation ausreicht  – da könnten wohl bald auch noch andere Branchen wie zum Beispiel der Lebensmittelhandel Ansprüche anmelden. Da verkauft man schließlich Alkohol auch nur an Volljährige und lagert diesen hinter verschlossenen Türen. Mal abgesehen vom Quengel-Bereich an der Kasse, für all die Schwerstalkoholiker, die sich ihr inneres Kind bewahrt haben.

Wäre es wirklich schlau, Cannabis und Nikotinprodukte Seite an Seite im miefigen Tabakladen anzubieten? Ist doch eines der größten Probleme am allgemeinen Cannabiskonsum in Europa, dass Marihuana mit Tabak gemischt konsumiert wird? Es besteht berechtigte Hoffnung, dass diese gesundheitsschädliche Angewohnheit durch eine Legalisierung und die einhergehende Aufklärung zumindest langfristig weniger verbreitet sein wird. In Anbetracht dessen wirkt der Verkauf in Tabakläden wenig sinnvoll. Des Weiteren gibt es gerade in kleineren Städten kaum noch veritable Tabakläden für Volljährige. Meistens handelt es sich doch eher um Kioske, in denen Kinder ihre gemischten Tüten, Papas den Lottoschein und Omas ihre „Freizeit Revue“ einsacken.

Wäre es da nicht sinnvoller, legales Freizeit-Cannabis wie Spirituosen zu behandeln? Und das unter dem Eingeständnis, dass auch Alkohol hierzulande nie in Supermärkten hätte angeboten werden dürfen? Was es braucht, sind spezielle Fachgeschäfte, einmal für Spirituosen (wie etwa in Skandinavien oder den USA) und einmal für Cannabisprodukte. Die Amerikaner und Kanadier haben sich bei ihren Verkaufsmodellen schließlich auch etwas gedacht. Warum kann man sich nicht einfach daran orientieren?

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