Trotz Legalisierung: Banken boykottieren legalen Cannabishandel (1,20 €/g) in Uruguay

Cannabis komplett und vollständig legalisiert? Das einzige Land der Welt, das dies von vorne bis hinten behaupten kann, ist derzeit Uruguay (nächstes Jahr stößt dann auch Kanada hinzu). Doch es war eine schwierige Geburt in Uruguay: Bereits 2013 beschloss der Kongress Uruguays, Cannabis komplett zu legalisieren, um den Schwarzmarkt und seine gesundheitsschädlichen Auswirkungen einzudämmen.

Doch es vergingen mehr als drei Jahre, bis die Planungen endlich umgesetzt wurden. Ende 2016 wurde der Verkaufspreis für Marihuana in Uruguay auf umgerechnet etwa 1,20 Euro pro Gramm festgesetzt, bei einem maximalen Monatsbezug von 40 Gramm – übrigens nur für Inländer, Touristen werden leer ausgehen. Auch ein Eigenanbau von bis zu sechs Pflanzen ist nun erlaubt.

Nach langer Wartezeit war es am 1. Juli dieses Jahres dann endlich so weit: Der legale Marihuana-Verkauf in Uruguay startete. Potentielle Kunden können die Pflanzenwaren in ganz normalen Apotheken erwerben, die sich für den Verkauf beworben haben. So weit, so gut. Doch nun gibt es riesige Probleme für das legale Cannabusiness in Uruguay:

Mehrere Banken des Landes haben angekündigt, die Konten der mit Cannabis handelnden Apotheken zu sperren. Als Grund werden internationale Vereinbarungen gegen Geldwäsche angeführt, die es den Banken verbieten, Konten zu führen, die mit Drogenhandel in Verbindung stehen. Im Inland führt dies zu keinen Problemen für die Banken, allerdings international – vor allem im Zusammenhang mit den USA.

In den Vereinigten Staaten gibt es auch ein sehr ähnliches Problem: in den amerikanischen Bundesstaaten, in denen der Verkauf von (medizinischem) Marihuana legalisiert wurde, können die Händler all ihre Geschäfte nur mit Bargeld abwickeln. Sogar das Zahlen der Steuern muss mit Bargeld erfolgen, sodass viele Dispensary-Besitzer immer wieder nervenaufreibende Fahrten zum Finanzamt mit riesigen Bargeldsummen bestreiten müssen (siehe untenstehendes Video).

Auch in Uruguay ist es jetzt so, dass die Banken die Apotheken, in denen man auch Cannabis erwerben kann, nicht mehr als Kunden akzeptieren. Da die Apotheken dort aber ansonsten ganz normale Apotheken sind, können sie sich dies nicht erlauben. Wenn keine Lösung gefunden werden wird, bedeutet dies für die Apotheken das Ende des Cannabis-Vertriebs. Die Regierung möchte sich daher in den nächsten Tagen mit den Apotheken zusammensetzen, um eine Lösung zu suchen.

Ebenfalls unerfreulich: Der aktuelle Präsident Urugays, Tabaré Vázquez, steht der Legalisierung weitaus kritischer gegenüber, als der alte Präsident José Pepe Mujica, unter dem die Cannabislegalisierung beschlossen wurde, und kündigte an, „nicht zu zögern, die notwendigen Korrekturen vorzunehmen“, falls die Legalisierung negative Auswirkungen auf die Gesellschaft haben sollte.

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