Studie: Nicht-Kiffer und Dauer-Stoner fahren gleich gut Auto, nur Gelegenheitskiffer…

Autoschlüßel und Marihuana

Die Fahrtauglichkeit und das Autofahren – ein Thema, mit dem sich leider jeder Cannabiskonsument im Besitz eines Führerscheines auseinandersetzen muss. Aus Konsumentensicht gibt es da in der Regel zwei Ansichten. Die einen fahren niemals Auto, wenn sie gekifft haben. Entweder aus Prinzip oder weil sie einfach das Gefühl haben, unter dem Einfluss von Cannabis nicht sicher fahren zu können. Und die anderen fahren in aller Regel einfach trotzdem. Und zwar, weil sie das Gefühl haben, sicher fahren zu können.

Letztere berufen sich dann, nicht völlig unverständlich, auch gerne darauf, dass sie ja eh den Führerschein weggenommen kriegen, falls sie mal getestet werden sollten. Auch wenn sie nüchtern Auto fahren. Denn wer regelmäßig kifft, der ist permanent über dem in Deutschland gültigen Blut-THC-Grenzwert von praktisch null. Und das heißt in der Praxis, dass man dann auch den Führerschein abgenommen bekommt, wenn man am Abend oder sogar auch nur am Wochenende zuvor am Joint gezogen hat und schon längst wieder vollständig nüchtern ist.

Die Cannabiskonsumenten lassen sich also diesbezüglich in zwei Lager einteilen. Diejenigen, die nicht berauscht fahren, und die, die es dennoch tun. Und die, die es tun, behaupten wohl alle, dass es auch problemlos funktioniert. Und das regelmäßige Ausbleiben von Unfällen gibt ihnen so gesehen irgendwo auch recht. Wer 20 Jahre lang täglich nach dem Kiffen Auto fährt und noch nie einen Unfall gebaut hat, darf wohl von sich behaupten, dass das klappt.

Fahrtauglichkeit trotz Cannabis?

Das Schöne ist ja auch, dass im Gegensatz zum Alkohol, Cannabiskonsumenten hervorragend einschätzen können, ob sie sich fahrtauglich fühlen oder nicht. Und dann dementsprechend ihr Handeln ausrichten. Aber ist das wirklich so? Oder nur die blühende Fantasie von Rauschgift-Haschern? Eine neue Studie wollte das jetzt herausfinden, also ob und wie sich der akute Cannabisrausch auf die Fahrtauglichkeit von Autofahrern auswirkt.

Dazu wurden drei Vergleichsgruppen angelegt. 31 tägliche Cannabiskonsumenten standen 24 Gelegenheitskonsumenten gegenüber, die etwa ein- bis zweimal pro Woche Marihuana oder Haschisch konsumieren. Die dritte Gruppe wurde aus 30 Nicht-Kiffern gebildet. Alle Gruppen wurden an einem Fahrsimulator getestet und verglichen. Die beiden Cannabiskonsumenten-Gruppen mussten vorher Marihuana konsumieren. Und die Ergebnisse sind durchaus interessant.

Der Fahrsimulator ermittelte zwei Messwerte bezüglich des Fahrverhaltens. Einmal die Standardabweichung von der Mittelposition der Fahrspur und dazu die Geschwindigkeit in Bezug auf die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit in simulierten Stadtverkehrsszenarien. Jeweils direkt nach Cannabiskonsum und 30 Minuten später. Das gerauchte Marihuana hatte zwischen 15 und 30 Prozent THC.

90 Nanogramm THC: kein Problem?

Die durchschnittlichen THC-Cannabinoid-Konzentrationen im Vollblut nach dem Rauchen betrugen THC = 6,4 ± 5,6 ng/ml, THC-COOH = 10,9 ± 8,79 ng/ml bei Gelegenheitskonsumenten und THC = 36,4 ± 37,4 ng/ml, THC-COOH = 98,1 ± 90,6 ng/ml bei täglichen Konsumenten. (Zum Vergleich: in Deutschland bekommt man bei mehr als 1 ng/ml den Führerschein dauerhaft entzogen.) Auf einer Skala von 0 bis 100 war der Wert für das subjektive High nach dem Konsum bei Gelegenheitskonsumenten und täglichen Konsumenten ähnlich (52,4 bzw. 47,2).

Die Ergebnisse: Die Fahrtauglichkeit von Dauer-Konsumenten direkt nach dem Rauchen von Cannabis war praktisch gleichauf mit derjenigen der Nicht-Kiffer. Nur die Gruppe der Gelegenheitskonsumenten fuhr im statistisch signifikanten Bereich minimal schlechter als die Kontrollgruppe, aber keinesfalls in besorgniserregendem Ausmaß.

Wer hätte das gedacht? Nun, vermutlich alle Kiffer, die auch unter direktem Cannabiseinfluss ihr Auto durch die Gegend bewegen. Die täglichen Kiffer fuhren im Schnitt übrigens etwa anderthalb Stundenkilometer langsamer als die beiden anderen Gruppen.

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