Hersteller von tödlichem Schmerzmittel spendet 500.000 Dollar an Anti-Marihuana-Kampagne

Eine Hand hält Pillen, die andere ein Cannabisblatt

Im November finden parallel zu den US-Präsidentschaftswahlen in fünf Bundesstaaten Abstimmungen über eine jeweilige vollständige Legalisierung und in fünf weiteren Bundesstaaten Abstimmungen über die Legalisierung von medizinischem Marihuana statt. Doch diese Abstimmungen werden nicht nur von Cannabisfreunden vorangetrieben, sondern sie haben auch einige Gegner, teilweise sehr mächtige und sehr wohlhabende. Wie die „Washington Post“ berichtete, ist nun bekannt geworden, dass das Unternehmen Insys Therapeutics aus Chandler in Arizona, Hersteller des teilweise tödlichen Schmerzmittels Subsys (Fentanyl) 500.000 Dollar an Arizonans for Responsible Drug Policy gespendet hat. Diese Organisation wirbt offensiv dafür, bei der Abstimmung über komplett legales Cannabis in Arizona mit nein zu votieren. Bis zu dieser Spende lagen die Cannabis-Befürworter in Arizona bei den Geldspenden 3 zu 1 vorne, nun sind die Spendensummen ungefähr ausgeglichen.

Begründet wird die Spende mit „mehr Sicherheit für die Kinder“, ein kaum verhohlener Versuch zur Verschleierung der Tatsachen: Die Firma hat Sorge, durch legales Marihuana viele ihrer Schmerzmittel-Kunden zu verlieren. Dabei verlieren sie sogar teilweise ihre Kunden durch ihr eigenes Opiat-Medikament: Subsys (Fentanyl) ist ungefähr 50 mal stärker als Heroin und viele Amerikaner haben sich mit diesem „Medikament“ schon aus dem Leben geschossen – vermutlich unter anderem auch der Popstar Prince, der im April dieses Jahres verstarb. Auch in Deutschland gab es schon einige Fentanyl-Opfer. In Amerika sieht sich Insys derzeit mit verschiedenen Ermittlungen auf Staats- und Bundesebene konfrontiert, dazu kommen noch weitere Verfahren, unter anderem wegen verschiedener illegaler Belohnungssysteme für Ärzte, die Subsys verschreiben sollen.

Grundsätzlich ist aber tatsächlich anzunehmen, dass die Firma durch eine Legalisierung Umsatzeinbußen zu erleiden hätte: Wie wir in der aktuellen Ausgabe Highway – Das Cannabismagazin 04/2016 berichten, erleidet die Pharmaindustrie enorme Einbußen durch Verschreibungen an US-Medizinpatienten im Alter von über 65 Jahren. Ebenfalls berichteten wir in zurückliegender Ausgabe, dass durch medizinisches Marihuana die Krankschreibungen in den USA signifikant zurückgehen. Auch nicht unerwähnt sollte bleiben, dass das Unternehmen außerdem eine synthetische THC-Variante entwickelt hat, die es vermutlich auch gerne unter die Leute bringen würde. Das geht natürlich besser, wenn kein Naturprodukt zugelassen ist.

J. P. Holyoak, Vorsitzender der Campaign to Regulate Marijuana like Alcohol, einer Gruppe, die sich für ein positives Abstimmungsergebnis einsetzt, fasste die Entwicklung sehr schön zusammen: „Unsere Gegner haben eine bewusste Entscheidung getroffen, mit diesem Unternehmen zu kooperieren. Sie finanzieren nun ihre Kampagne gegen Cannabis mit Profiten aus dem Verkauf von Opiaten – und vielleicht sogar aus dem unvorschriftsmäßigen Verkauf von Opiaten.“

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