Erst gefördert, dann angezeigt: Künstler ecken mit Cannabis-Installation an

Die Kunstinstallation
Kunstinstallation "Transparadox" von Werner Schimpl

Wenn es nicht so verdammt lächerlich wäre, man müsste eigentlich heulen: in Graz kann man gerade mal wieder sehr schön beobachten, wie Behörden wegen ein paar Cannabispflanzen verrückt spielen – dabei waren diese noch nicht einmal zum Rauchen gedacht. Die besagten Gewächse, sieben Stück an der Zahl, sind nämlich kein Teil einer illegalen Anlage – dann könnte man das Ganze ja noch irgendwie verstehen, wenn auch nicht billigen. Aber nein, es in diesem Fall handelte sich um eine gesellschaftskritische Kunstinstallation des Künstlers Herr Schimpl und der Künstlerin k.ada, die sogar eine Förderung des entsprechenden Kulturressorts erhalten hatte. Zudem sind die Pflanzen noch nicht einmal so richtig zu sehen, lediglich ihr Schattenspiel im Windhauch des Ventilators zeichnet sich ab. „Transparadox – Anleitung für den Gebrauch der gesundheitsfördernden Dosis“, so der etwas kryptische Name des Werks von Künstler Werner Schimpl, das im Grazer Schlossbergstollen aufgebaut und wochenlang neugierigen Besuchern zur Begutachtung zugänglich war.

Da war die Welt im Kulturressort offenbar noch in Ordnung, doch nun liegen die Nerven blank. Grund der aufkommenden Panik: eine Gemeinderätin der FPÖ (in etwa das österreichische Pendant zur deutschen AfD) sah sich durch die Cannabis-Kunst derartig provoziert und in ihrer Freiheit eingeschränkt, dass sie kurzerhand Anzeige erstattete. Und anstatt einfach mal die Kirche im Dorf bzw. das Cannabis im Stollen zu lassen, hält nun offenbar die nackte Panik in den zuständigen Amtsstuben Einzug. Da werden Rechtfertigungsschreiben an die Staatsanwaltschaft geschickt, da wird beteuert, dass man nicht gewusst habe, dass echtes Cannabis zum Einsatz kommen würde. Eine Rückzahlung der erhaltenen Förderung durch den Künstler wird in den Raum gestellt. Die Staatsanwaltschaft macht derweil einen auf Kunstkritiker und stellt die Kategorisierung der Installation als Kunstwerk generell in Frage. Ist das Kunst oder kann das weg? Künstler Herr Schimpl und k.ada werden sich vor Gericht zu dieser und weiteren Fragen äußern müssen. Vielleicht tun sie gut daran, sich mal mit den Betreibern der Österreicher „Bushplanet“-Shops zu beratschlagen. Diese betreiben in Wien auch die sogenannte „Hemp Embassy“. Dabei handelt es sich um eine Art Museum, in dem man Cannabispflanzen hinter dicken Glasscheiben beim Wachstum studieren kann. Nur mithilfe einer Sonderregelung, nach der die Pflanzen unmittelbar nach Beendigung der Ausstellungsphase unter Beobachtung vernichtet werden müssen, gelingt es den Unternehmern, sich die Behörden vom Hals zu halten.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein