Amsterdam: Bürgermeisterin plant, noch dieses Jahr Cannabis für Touristen verbieten

Coffeeshop-Genehmigung in Amsterdam
Genehmigung im Schaufenster eines Coffeeshops in Amsterdam

Die Bürgermeisterin von Amsterdam, Femke Halsema, dürfte sich gerade in vielen Regionen der Welt Feinde machen. Denn die 55-Jährige hat vor, den Coffeeshop der Weltgemeinschaft, ja – gemeint ist Amsterdam, für Touristen (gemeint sind hier wohl vor allem Cannabis-Liebhaber) unattraktiv(er) zu machen. Schon seit Jahren kommt das Thema immer mal wieder auf die Tagesordnung, doch noch innerhalb diese Jahres plant die Bürgermeisterin, die politisch gesehen dem grünen Spektrum angehört, eine konkrete Umsetzung des Vorhabens.

Und das sieht so aus: Touristen soll es in Amsterdam künftig nicht mehr möglich sein, im Coffeeshop Cannabis zu kaufen – weshalb dann direkt erst einmal gut 100 der aktuell existierenden 166 Shops geschlossen werden könnten bzw. müssten. Den verbleibenden muss dann das Kunststück gelingen, alle Cannabisfreunde unter den Einwohnern Amsterdams unter sich aufzuteilen, ohne den Schwarzmarkt zu befördern. Wobei der sich wohl erst einmal bemühen würde, die Bedürfnisse der Millionen Touristen, die jedes Jahr in das zugedröhnte Venedig Hollands einfallen, zu befriedigen. Der Ruf Amsterdams in der Welt hat sich nun einmal über die letzten 50 Jahre gefestigt – an einschneidende Reformen, wie sie die Bürgermeisterin vorhat, müssen sich Rausch-Reisende wohl erst einmal gewöhnen. Und das könnte dauern. Unabstreitbar ist wohl, dass die Stadt finanziell jahrzehntelang von den Eskapaden der Touristen profitiert hat und doch überwiegen inzwischen für viele Dauer-Amsterdamer die Nachteile. Fakt ist aber ebenso, dass sich die Zahl der Coffeeshops in ganz Holland in den letzten zehn, fünfzehn Jahren tatsächlich schon merklich verringert hat – von über 700 Shops im Jahr 2005 auf 570 im Jahr 2019. Inzwischen dürften es wohl noch ein paar weniger sein.

Politische Mehrheiten sind durchaus in erreichbarer Nähe: die Sozialdemokraten haben schon durchblicken lassen, dass sie, unter der Bedingung der Entwicklung eines Konzeptes zur Verhinderung eines sich vergrößernden Schwarzmarkts, zustimmen würden – während die Linken bisher gar nichts von dem Projekt halten. Zu befürchten seien ein Aufblühen des Schwarzmarkts sowie sinkende Einnahmen für die Stadtkasse, befürchtet man dort.

Sollte das Projekt tatsächlich umgesetzt werden, darf man gespannt sein, welche Stadt sich den Titel Cannabis-Hauptstadt Europas künftig unter den Nagel reißen wird. Mit einer schlagkräftigen Legalisierung in Deutschland könnte sich Berlin empfehlen. Ach ja, man wird ja noch träumen dürfen…

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