Im Gespräch mit Hazelbox-Gründer Philipp Frost

Anfang Juni traf sich die Highway- Redaktion – natürlich mit anderthalb Metern Abstand – mit Philipp Frost, der durch die Erfindung der Hazelbox Teil der legalen Unternehmer, die Grow-Zubehör anbieten, geworden ist. Wie ist das so, dazu noch wenn man sein Geschäft in Bayern unterhält? Wir möchten mehr über ihn und sein Geschäft in Erfahrung bringen. Dazu gehört natürlich auch sein Produkt, das im Lauf der Zeit immer weiter entwickelt wurde – ein abschließbarer und möglichst leicht zu bedienender Growschrank, über dessen erstes Modell wir in der Erstausgabe von Highway vor bald fünf Jahren berichteten. Stilecht um 16:20 Uhr beginnt das Interview auf dem Throne of Weed…

Hallo Philipp, du bist Anfang 30, Gründer und Erfinder der Hazelbox, einem Grow-Schrank für Zuhause, und damit selbstständig auch im legalen Cannabusiness unterwegs. Erzähl uns doch, wie kam es dazu? 

Also ich fand es schon immer sehr interessant, zuhause eigene Früchte anzubauen, und hab das auch bei Freunden gesehen. Und ich habe mir gedacht, das kann doch eigentlich nicht sein, dass es da nicht einfach einen Kasten für gibt, mit dem man sofort loslegen kann, ohne sich selbst ein Set zusammenzustellen und eventuell noch was löten zu müssen oder so. Ich hab da mal ein bisschen in den Shops geschaut und hab gemerkt, dass man da auch ein gewisses Vorwissen braucht und dachte, das muss doch auch besser gehen. 

Wann war das? 

Angefangen mir Gedanken zu machen, habe ich so im Jahr 2013. Und zu der Zeit habe ich auch noch in einem WG-Zimmer gewohnt. Das heißt, ich hatte dabei auch die Überlegung: was ist, wenn ich mal nicht zuhause bin und Besuch in der Wohnung ist, kann man das auch irgendwie abschließen? So habe ich darüber nachgedacht, was sind denn so die Sachen, die die Leute von der Eigenversorgung abhalten? Thema Lautstärke, Thema Geruch, Thema Auffälligkeit, also dass da so ein komisches Zelt dann steht. Normalerweise geht ja auch kein Fremder einfach an einen Schrank dran, aber bei einem Zelt mitten im Raum kommen vielleicht schon Fragen auf. Diese ganzen Probleme haben wir versucht wegzubekommen und ein einfaches System für Leute zu entwickeln, die sich gar nicht so lang mit der technischen Thematik auseinandersetzen wollen oder können. Daraus ist dann die erste Version der Hazelbox entstanden – und die ist jetzt seit 2015 am Markt.

Welcher Aspekt war für dich der dringlichste an einer neuen Growschrank-Lösung? Das All-in-one-Paket? 

Ja schon, das hat sich Schritt für Schritt entwickelt, in der ersten Hazelbox war das noch nicht ganz so gegeben. Es war zwar schon etwas einfacher als bei einem Growzelt, aber man musste schon noch beispielsweise den Aktivkohlefilter und den Lüfter verbinden und die Lampe einzeln einhängen, bevor man starten konnte, also da waren auch schon noch ein paar Schritte nötig. Ich habe am Anfang teilweise auch noch mit einem kleinen Caddy selbst ausgeliefert und gesehen, dass die Kunden nicht nur aus 18-Jährigen Skatern mit Baseballcaps bestehen. Eine frühe Kundin war eine Dame über 60, die mit der Inbetriebnahme nicht ganz zurechtkam und da habe ich überlegt, wie man es noch einfacher gestalten kann, Stichwort All-in-one. Da haben wir mit den Kollegen von Lientec in Quickborn, die mit uns schon von Anfang an zusammenarbeiten, die Hazelbeam 2 entwickelt, die seit zwei Jahren auch automatisch in der neuen Hazelbox-Variante verbaut ist. 

Was darf man sich darunter vorstellen? 

Die Hazelbeam 2 ist ein komplettes System, das es so vorher noch nie gab und bei dem du Lüfter, Aktivkohlefilter, Timer und LED in einem verbaut hast.

Eine 3D-Visualisierung der Hazelbeam 2

Also in dem Fall ist kein Schrank drumrum? 

Sie ist zwar auch in unserer Hazelbox, unserem abschließbarem Growschrank, als Herzstück enthalten. Aber man kann sie auch autonom sehen und verwenden. Man könnte sie also auch einem Zelt oder einem alten Holzschrank verwenden, weil die Hazelbeam 2 einfach alles für einen macht, was man da so braucht – Luftdurchsatz, Filterung, Licht in verschiedenen Phasen vorprogrammiert, sodass man da keine verschiedenen Lampen oder Zeitschaltuhren bemühen muss und so weiter. Man muss im Prinzip die Hazelbeam nur einhängen, Netzstecker rein – und los geht’s. 

Eine Vergleichstabelle der beiden Hazelbox-Modelle

Wo kommen eure Kunden her? Was sind das so für welche, du sagtest gerade schon, ganz so klassisch (männlich, um die 20, Joint im Mund) wäre die Klientel nicht? 

Richtig, richtig, das sind weniger Skater in ihren Zwanzigern, die sich mal nebenbei so eine Box bestellen, grundsätzlich sind es eher Leute, von denen man gar nicht erwarten würde, dass sie sich mit dem Thema Eigenanbau daheim beschäftigen. Viele Leute, die eher im Alter meiner Eltern sind. 

Und sind die eher auf Anonymität bedacht oder gibt es persönlichen Kontakt? 

Also ausliefern tun wir seit geraumer Zeit europaweit mit Spedition, da kommt nicht mehr so viel Kontakt zustande. Aber dass sich da mal einer Sorgen macht wegen Datenschutz oder ähnlichem, das ist vielleicht einer von Zweihundert Fällen. Von Kundenseite kommen da eigentlich keine Bedenken oder Fragen in die Richtung. Wir haben aber auch eine sichere Seite, es gab noch nie Probleme. Wir achten sehr auf den Datenschutz, alle Daten werden nach Abschluss der Bestellung gelöscht. Der Kunde hat nur eine Kundennummer für Garantiezwecke. Newsletter wird man auch keinen bekommen. 

Wozu wird die Hazelbox eigentlich alles so genutzt – in manchen europäischen Staaten ist die Gesetzgebung ja auch lockerer, wird da viel Cannabis mit angebaut? 

Ja, das Thema Eigenanbau hat tatsächlich eine riesige Bandbreite. Urban Gardening, alles mögliche einfach zuhause anbauen, das ist natürlich mit der Hazelbox möglich. Wir hatten auch schon Universitäten als Kunden, um Kreuzungen zu züchten. Im befreundeten Ausland, wo die Gesetze es schon ermöglichen, sich seine tropischen Pflanzen mit erhöhtem Energiebedarf in kleinerer Stückzahl zu halten, wird die Box natürlich auch dafür genutzt. 

Anbaugesetzgebung europäischer Nationen im Überblick

Und was Cannabis angeht – rauchst du es auch? 

Ja, ich bin seit 2017 Cannabispatient und fühle mich sehr gut damit. Derzeit kämpfe ich darum, dass die Kostenübernahme durch meine Krankenkasse gewährleistet wird.  Fährst du Auto, wenn du geraucht hast?  Bei mir ist es so, dass ich am Tag zuvor geraucht haben darf, nach dem Konsum selbst fahre ich nicht mehr Auto. 

Firmen- und Wohnsitz hast du in München. Spürst du da Vorbehalte der Behörden oder Institutionen gegenüber dir persönlich oder gegenüber der Firma? Und glaubst du, es wäre ein Unterschied, wenn du in einer anderen Stadt wie Hamburg oder Frankfurt wärst? 

Überhaupt nicht, muss ich sagen, was ich anfangs auch echt anders erwartet hätte. Man muss ja auch mit den verschiedensten Leuten zusammenarbeiten. Neulich sind wir beispielsweise in ein größeres Lager umgezogen, der Vermieter ist auch eher ein älterer Herr. Der hat sich aber unsere Website angeschaut und gesagt: „Sauber, das ist eine gute Idee, herzlich Willkommen!“ Und wir haben sofort die Halle bekommen. Ja irgendwie ist es fast schon so, als wäre das Gegenteil der Fall. Als ich vor ein paar Jahren einen Kredit für die Firma gebraucht habe, habe ich sofort das Geld bekommen, das Ganze sogar mit Förderung von einer Bank, die im bayrischen Wald ansässig ist. Der zuständige Sachbearbeiter lobte mich sogar noch für die innovative Idee. Auf Unfreundlichkeit oder Ablehnung stoße ich eigentlich nie. 

Und ganz allgemein gesprochen, auch abseits des bayrischen Raums, siehst du Probleme für junge Unternehmen im Cannabis-Sektor, die es nur für solche gibt, oder ist es ein Geschäft wie jedes andere?

Ich glaube, für einige ist das größte Problem erst einmal die Angst, mit ihrem Lebenslauf diese Richtung einzuschlagen. Man muss es natürlich auch irgendwann mal seinen Eltern erzählen, sag ich mal. Aber es birgt selbstverständlich auch Chancen, in unserem Fall sieht das so aus, dass fast der ganze Markt noch mit Zelten abgedeckt wird, allein in Deutschland, Österreich und Schweiz, so schätze ich, dürften das Hundert- bis Zweihunderttausend Zelte sein, die jährlich verkauft werden. Solche Zahlen machen es natürlich interessant, etwa ein Geschäft im Growtechnik-Bereich zu starten. Unsere Firma hat beispielsweise auch schon Anfragen von Investoren aus ganz anderen Branchen, die auch ein Auge auf den Bereich geworfen haben. 

Wie sieht die Zukunft der Growboxen aus? Was euch betrifft und allgemein gesprochen? Gibt es vielleicht auch Trends aus Amerika, deren Ankunft du erwartest? 

Andersherum! Die Trends werden von uns aus nach Amerika rüberschwappen. Denn auch in Amerika gibt es so etwas wie die Hazelbeam 2 noch nicht und wir sind dabei, das alles auf den Weg zu bringen und da rüberzubringen. Allgemein gesehen wird es vermutlich so sein, dass immer mehr Leute auf Eigenanbau setzen oder anfangen, sich dafür zu interessieren. Wir haben jetzt auch gesehen, dass wir aufgrund von Corona viel mehr Bestellungen als sonst hatten. Die Leute werden in Zukunft vermutlich auch mehr im Blick haben, dass eventuell mal wieder Zeiten kommen könnten, wo nicht immer alles gleich verfügbar ist. Und fast kein anderes Produkt wie unseres steht so für die Selbstversorgung zuhause wie unseres. Ich möchte in Zukunft alle Produkte noch einfacher machen, noch effektiver, noch zugänglicher. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber es gibt im Detail natürlich immer etwas zu verbessern. 

Eine Cannabis-Legalisierung in Deutschland wäre vermutlich auch für euer Geschäft zuträglich. Meinst du, da wird sich in näherer Zukunft etwas tun? 

Eigentlich bin ich ja grundsätzlich  optimistisch und auch gerade hier im bayrischen Raum hat sich total viel getan in den letzten Jahren. Deutschlandweit gesehen gibt es nun Rezepte und den CBD-Boom. Das kann man vielleicht auch etwas mit den Vorjahren der Cannabislegalisierungen in den USA vergleichen. Auf der anderen Seite ist es natürlich schwierig, da die Politik leider nicht immer so flexibel ist. In Baden-Württemberg haben wir jetzt die Grünen in der Regierung, da passiert trotzdem nichts. 

Zum Abschluss erkundigen wir uns bei einem Interview immer gerne nach der Lieblingssorte. Wie sieht es da bei dir aus? 

Als ich zum ersten Mal Bedrocan geraucht habe, war ich total fasziniert, wie gut es mir gefällt und wie gut und funktionstüchtig ich mich fühle. Das ist auch nach wie vor so.

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