Grauschimmel erkennen und beseitigen

Outdoor-Cannabis mit Grauschimmelbefall

Cannabis kann während seines gesamten Lebenszyklus von Saat bis Ernte von Krankheiten befallen werden. Ob die Krankheit ausbricht oder nicht, hängt stark von der Umgebung ab, in der die Pflanzen wachsen. Das bedeutet, dass die angemessene Pflege der Grow-Umgebung das Risiko von Krankheiten deutlich reduzieren kann. Cannabis wird in den häufigsten Fällen von Pilzkrankheiten (Schimmelpilzen) befallen und erleidet eher selten bakterielle oder virale Infekte. Pilzkrankheiten gedeihen vor allem in feuchten, warmen und dunklen Umgebungen. Bakterielle Erkrankungen werden oft durch einen geringen Sauerstoff-Anteil in der Luft begünstigt. Bakterien und Pilzsporen treten in der Natur regelmäßig auf. Beim Outdoor-Anbau ist man nie vor ihnen sicher, da der Wind sie durch die Luft praktisch überall hinträgt. Beim Indoor-Anbau kann ihr Auftreten jedoch durch Filterung der einströmenden Luft verhindert werden. Dies reduziert zwar das Risiko, kann es aber nicht vollständig beseitigen, da Sporen und Bakterien sich auch auf Kleidung, Haut et cetera niederlassen und schließlich vom Grower selbst eingeschleppt werden können.  

Grundlegende Prävention von Krankheiten 

Wie soeben bereits erwähnt, ist eine der Methoden, mit denen man die winzigen Feinde zumindest indoor in Schach halten kann, die Luftfiltration. Allerdings kommt sie nur selten zum Einsatz, wenn in den eigenen vier Wänden gegrowt wird. Viel wichtiger ist es noch, die Bewässerung im Auge zu behalten. Diese kann sowohl indoor als auch outdoor kontrolliert werden. Die optimale Feuchtigkeit im Nährboden ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Krankheitsprävention. Überwässerte Pflanzen sind ein attraktives Ziel für Pilzerkrankungen und verschiedene Schädlinge, die andere Krankheiten und Viruserkrankungen übertragen können. Die Pflanzen sollten daher nur dann gegossen werden, wenn das Nährmedium ausreichend trocken und die Zufuhr von zusätzlicher Feuchtigkeit auch wirklich notwendig ist, insbesondere beim Growen in Substraten. Es scheint auch so, dass die Bewässerung von unten (beispielsweise durch ein passives System oder das Gießen in einen Untersetzer) die Wahrscheinlichkeit eines Trauermücken-Befalls verringert, die oft Verursacher von Wurzelfäule und Überträger von Pilzkrankheiten, die auch die oberirdischen Pflanzenteile angreifen, sind. Beim Indoor-Anbau gibt es mehrere Möglichkeiten, das Klima im Grow-Bereich zu beeinflussen. Um das Aufkommen von Krankheiten zu reduzieren, müssen ein regelmäßiger Luftwechsel und eine hohe Luftzirkulation sichergestellt sowie die Temperatur zwischen 24 und 28 Grad Celsius gehalten werden. Auch spielt die Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle. Je höher sie ist, desto besser können Pilzinfektionen gedeihen. Jedoch kann die ein oder andere Pflanze eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen. Wie kann man also den Bedürfnissen der Pflanzen gerecht werden und gleichzeitig einen Pilzbefall verhindern? Da Schimmelpilze Wärme, Feuchtigkeit und Dunkelheit bevorzugen, sollte man versuchen, die relative Luftfeuchtigkeit im Grow-Bereich vor allem nachts zu reduzieren, denn dann steigt sie deutlich an. Es ist also keine leichte Aufgabe. Eine deutliche Reduzierung der nächtlichen Luftfeuchtigkeit kann nur durch eine starke Belüftung und/oder den Einsatz eines Luftentfeuchters erzielt werden. Es ist außerdem wichtig, den richtigen pH-Wert des Grow-Substrats und der Nährlösung einzuhalten. Man kann Pflanzen auch durch den Einsatz von keimtötenden Lampen gegen Krankheiten schützen. Es handelt sich dabei um spezielle Leuchtstofflampen, die UV-C-Strahlung mit einer Wellenlänge von etwa 200 bis 280 Nanometern ausstrahlen. Diese Strahlung kann Schimmelpilze, Bakterien und Viren abtöten. Keimtötende Lampen können im Gartenfachhandel, im Lampenhandel oder im Internet erworben werden. Um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, sind die Richtlinien des Herstellers zu beachten. Pflanzen dürfen nicht zu lange der UV-C-Strahlung ausgesetzt werden, da sie sonst Gewebeschäden erleiden können. Im Regelfall werden die Pflanzen indoor einmal täglich für zwei bis fünf Sekunden und outdoor für fünf bis zehn Sekunden bestrahlt. Beim Umgang mit UV-C-Strahlung sollten Schutzbrille und Handschuhe getragen werden, da diese Strahlung schädlich für Haut und Augen ist.  

Krankheit oder Nährstoffproblem? 

Die richtige Einschätzung der Situation ist ebenfalls wichtig für die Behandlung von Krankheiten. Es ist sehr leicht möglich, etwas anderes mit einer Krankheit zu verwechseln, vor allem wenn man auf die Folgen eines Ungleichgewichts in der Nährstoffversorgung stößt. Denn beide Probleme offenbaren sich oft in Form von Flecken auf den Blättern. Es ist leider unmöglich, eine allgemeingültige Herangehensweise zur Identifizierung einer bestimmten Krankheit oder eines Nährstoffmangels oder -überschusses festzulegen. Man kann jedoch sagen, dass sich krankheitsbedingte Flecken häufiger auf den Oberflächen der Blätter und seltener an ihren Rändern zeigen. Sie haben in der Regel ein unregelmäßiges Muster und werden von der Mitte nach außen gelblich und braun. Durch Nährstoffungleichgewicht verursachte Flecken entstehen häufiger an den Blatträndern oder an den Venen. Im Fall von Ernährungsproblemen kräuseln sich die Blätter auch viel häufiger als bei Krankheiten. Einige Pilzkrankheiten sind leicht zu erkennen. Bei bakteriellen und viralen Erkrankungen kann es sich etwas komplizierter gestalten und man ist gezwungen, zu einem Rundumschlag auszuholen. Dennoch ist es immer wichtig, eine Vorstellung davon zu haben, um welches Problem es sich handelt, bevor man bestimmte Wirkstoffe zur Bekämpfung einer vermeintlichen Krankheit einsetzt. 

Grauschimmelfäule und ihre Folgen 

Die wahrscheinlich häufigste und sicherlich heimtückischste Pilzerkrankung ist Botrytis cinerea, besser bekannt als Grauschimmelfäule (oder auch nur Grauschimmel oder Graufäule genannt). Jeder Grower beklagt regelmäßig die Begegnung mit diesem Schimmelpilz, ganz egal, ob nun indoor, outdoor oder in einem Gewächshaus angebaut wird. Das Schlimmste an Grauschimmelfäule ist, dass sie direkt in den Blüten entsteht und sich sehr schnell verbreitet. Außerdem kann sie sich für längere Zeit der Aufmerksamkeit achtloser Grower entziehen. Wie andere Schimmelpilze auch gedeiht Grauschimmelfäule am besten in einer feuchten, dunklen und warmen Umgebung. Diese Bedingungen findet man dort vor, wo die Blüten die Zweige berühren. Meistens sind die betroffenen Blüten dann bereits recht groß und gut entwickelt. Vor Blicken verborgen sprießt der Schimmel also im Inneren der Blüte und breitet sich dann schnell auf nahegelegene Blüten aus. Innerhalb weniger Tage kann Grauschimmelfäule selbst die besten Blüten der Pflanzen zerstören. Diese Pilzkrankheit ist sogar in der Lage, die Blüten auch nach der Ernte noch zu zerstören, wenn diese in einer zu feuchten und schlecht belüfteten Umgebung getrocknet werden.  

Wie erkennt man Grauschimmelfäule?

Etwa zwei bis drei Wochen nach dem Auftauchen der ersten Blüten auf den Pflanzen muss den Blütenblättern besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wenn sie austrocknen und sich bräunlich färben, ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass Grauschimmelfäule am Werk ist. Sobald ein trockenes Blatt gesichtet wird, sollte die ganze Blüte vorsichtig geöffnet werden. Dann wird man mit ziemlicher Sicherheit feststellen, wenn man gerade auf den Ursprung des Übels blickt. Gibt man dem Schimmel mehr Zeit, seine Arbeit zu verrichten, so wird er bald den Flüssigkeitstransport im Hauptstamm unterbrechen. Als Folge trocknen die befallenen Blüten aus. Wenn man selbst jetzt noch nicht gemerkt hat, dass die Pflanze von einem Schimmelpilz heimgesucht wird, wächst er aus der Blüte heraus und grau-weiße pelzige Flecken werden sichtbar. So weit soll es aber keinesfalls kommen, weswegen nun ein Blick auf mögliche Präventionsmaßnahmen folgt.  

Prävention von Grauschimmelfäule 

Wie bereits erwähnt, spielen Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Licht eine wichtige Rolle. In einem Indoor-Grow-Bereich sollte das Ziel sein, die Feuchtigkeit in der zweiten bis dritten Blütewoche deutlich zu reduzieren. Dafür erhöht man vor allem nachts die Belüftungsintensität. Wenn man es schafft, die relative Luftfeuchtigkeit bei 40 bis 50 Prozent zu halten, minimiert man das Risiko eines Pilzbefalls. Dem Luftstrom zwischen den Pflanzen muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ein in der Nähe platzierter Ventilator leistet da Abhilfe. Es ist auch sinnvoll, Berührungen zwischen einzelnen Ästen und Blüten zu verhindern – die Luft muss schlichtweg frei durch sie hindurchströmen können. Wenn die Belüftung nicht stark genug ist, um die relative Luftfeuchtigkeit unter 60 Prozent zu senken, benötigt man einen Luftentfeuchter oder eine Klimaanlage. Beim Outdoor-Anbau sollte man zumindest versuchen, ausreichend Platz zwischen den einzelnen Pflanzen zu lassen, damit die Luft gut um sie herumströmen kann. Wenn sich die Pflanzen an einem sonnigen, schattenfreien Ort befinden, ist das Schimmelrisiko geringer als in einem feuchten, schattigen Bereich. Sowohl für den Indoor- als auch für den Outdoor-Anbau kann eine UV-C-Lampe zur Behandlung der Pflanzen eingesetzt werden. Sie wirkt sehr gut gegen Grauschimmelfäule. Diverse präventive Sprays können ebenfalls im Handel erworben werden. Wenn man weiß, dass Grauschimmelfäule im Grow-Room gedeihen könnte, sollte man den Bereich zur Vorbeugung mit UV-C-Strahlung oder einem biologischen Spray behandeln. Beispielsweise sind VitiSan-Spray (auf Kaliumhydrogencarbonat-Basis) oder Bud Rot Stop in Deutschland erhältlich. Eine sorgfältige Beobachtung der Pflanzen ist unerlässlich, da die frühzeitige Erkennung von Schimmelpilzen äußerst wichtig ist.  

Grauschimmelfäule beseitigen

Grauschimmelfäule wird man nicht los. Sobald ein Befall festgestellt wurde, müssen alle infizierten Pflanzenteile sofort entfernt werden. Sporen breiteten sich schnell auf andere Pflanzen aus. Wenn die Ernte kurz bevorsteht und die Blüten bereits groß sind, sollte eine frühzeitige Ernte in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn sich der Pilz bereits auf mehrere Pflanzen ausgebreitet hat. Eine frühe Ernte richtet weniger Schaden an als der Schimmelpilz es wird. Das Erntegut muss dann in einem gut belüfteten Raum getrocknet werden. Während der ersten paar Tage sollte man die geernteten Blüten sorgfältig daraufhin untersuchen, ob sich in einigen von ihnen auch Schimmel gebildet hat. Befallene Blüten müssen weggeworfen werden. Wenn sie nur leicht befallen sind, könnte man theoretisch versuchen, nur die betroffenen Teile zu entfernen. In den meisten Fällen muss jedoch die komplette Blüte entsorgt werden. Wenn der Schimmel schon lange vor der Ernte auftritt, kann man etwas Spray bemühen und die befallenen Blüten entfernen. Dazu kann man die bereits erwähnten VitiSan- oder Bud-Rot-Stop-Sprays, Sprays auf Kupferbasis, ein starkes Knoblauchöl-Mazerat oder Neemöl verwenden. Dann muss man versuchen, die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren und die Belüftung nach Möglichkeit zu verbessern.

Highway - Das Cannabismagazin Ausgabe 02/2021

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