Die Qual der Wahl: welche ist die beste Sorte outdoor?

Marienkäfer auf Pflanze beim Outdoor-Growing
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Das Wetter bessert sich momentan merklich (na endlich!) und deshalb ist es höchste Zeit, sich ein paar Gedanken ums Outdoor-Growing zu machen. Manche Grower haben vielleicht einige übriggebliebene Samen aus der Ernte des letzten Jahres übrig und andere haben ein paar kostenlose Samen auf Cannabisevents erhalten. Diejenigen, die keine Samen besitzen oder einige neue Sorten ausprobieren möchten, finden nachfolgend einige nützliche Tipps zur Auswahl der besten Sorte für eine qualitativ hochwertige Outdoor-Ernte. Wer erwartet, exakte Namen von Sorten, die gekauft werden sollen, zur Empfehlung zu finden, wird jedoch enttäuscht werden. Was ich nahelegen möchte, ist das Beachten der Eigenschaften, über die geeignete Sorten verfügen sollten, abhängig von den persönlichen Ansprüchen. Aber die Sorte ans sich wird man selbst wählen müssen. Glücklicherweise sollte das allerdings ein Kinderspiel sein und spaßig noch dazu. Ich weiß aus Erfahrung, dass, wenn man weiß, was man will, die Suche nach der besten Sorte eine sehr angenehme und bereichernde Erfahrung sein kann.

Beste Sorte outdoor? Der Raum

Das Erfolgsrezept basiert auf dem Wissen, wo angebaut werden soll und wie viel Platz dafür benötigt wird. Eine Sorte eignet sich vielleicht besser für den Anbau im Blumentopf an einem Fenster, während eine andere besser an einem weitläufigen, sonnigen Hang gedeiht. Es hat keinen Sinn, eine Sorte zu kaufen und erst danach darüber nachzudenken, wo sie angebaut werden soll. Im Prinzip gibt es vier Möglichkeiten: Im ersten Fall lebt man in einer Stadtwohnung ohne Balkon oder Terrasse, aber man will, aus Freude am Growen, trotzdem eine Pflanze züchten. In diesem Fall ist die einzige Option die Verwendung einer Fensterbank. Es ist klar, dass man nur eine kleine Pflanze verwenden kann, die in Bezug auf Sonne und Raum nicht sehr anspruchsvoll ist. In dieser Situation ist die Wahl ganz einfach – man benötigt eine feminisierte Autoflowering-Sorte, die innerhalb von zehn Wochen nach der Aussaat reift und nicht höher als 80 Zentimeter wird. Die zweite Möglichkeit ist das Wohnen in einer Wohnung mit Terrasse. Hier könnte man Autoflowering-Sorten mit längerer vegetativer Phase und robusterem Wachstum wählen. Und nicht nur das, es können sogar normale feminisierte und nicht feminisierte Sorten gewählt werden. Feminisierte Samen eignen sich für die Mehrheit der Balkon-Grower, da man in der Regel keine männlichen Sorten auf dem Balkon anbauen möchte, um zu verhindern, dass die weiblichen Exemplare bestäubt werden. Für diese Art des Anbaus lohnt es sich, in größeren Blumentöpfen anzubauen und Sorten zu wählen, die spätestens Mitte Oktober erntereif sind. Die dritte Möglichkeit ist ein Haus mit Garten. Wenn das ganze Anwesen komplett eingezäunt ist, es einen Platz gibt, der den ganzen Tag über Sonnenschein bekommt und der von keiner unerwünschten Person einzusehen ist, dann hat man ideale Bedingungen. Auf diese Art ist es möglich, wirklich riesige Pflanzen zu züchten, sodass man sich bei der Auswahl der richtigen Sorte auf die typischen Sorten konzentrieren kann, die ein üppiges Wachstum und eine reichhaltige Ernte gewährleisten.

Reifezeit beim Outdoor-Grow

Wenn in Mitteleuropa angebaut wird, sollte man sich trotzdem für eine Sorte entscheiden, die spätestens Mitte Oktober reift. Die Anzahl der Sorten wird in Abhängigkeit von der Größe der Fläche gewählt, die man für die Pflanzen bereitstellen kann. Es sollte mindestens ein Quadratmeter pro Pflanze zur Verfügung stehen. Man kann auch ein Gewächshaus im Garten nutzen. Wenn das Gewächshaus nicht besonders groß und nicht mehr als drei Meter hoch ist, sollte man Sorten mit geringem Wachstum wählen. Pflanzen, die in Gewächshäusern wachsen, werden so hoch wie ihnen möglich und sobald sie in Berührung mit dem Glas kommen, beginnt die Sonne, sie zu verbrennen, was daher vermieden werden sollte. Für kleinere Gewächshäuser sollten Autoflowering-Sorten verwendet werden. Solche Sorten sind normalerweise nur in feminisierter Ausführung erhältlich. Die vierte (und ziemlich traurige) Möglichkeit ist, wenn man absolut keinen geeigneten Raum für das Growen zur Verfügung stehen haben sollte. In diesem Fall muss man sich mit Guerilla-Outdoor-Growing zufriedengeben und einen geeigneten Platz in der Natur finden. Wenn dieser Ort sicher und bis zum Herbst problemlos besuchbar ist, kann man gut Standard-Sorten benutzen. Wenn dies nicht der Fall ist, sollte man nach einer selbstblühenden Sorte suchen, die etwa zehn bis zwölf Wochen nach der Aussaat erntereif ist. Mehr zum Thema Spot-Suche fürs Outdoor-Growing gibt es hier.

Autoflowering-Sorten vs. gewöhnliche Sorten

Autoflowering-Sorten haben in den letzten Jahren den Markt und die Herzen vieler Grower erobert. Ihre Kultivierung ist schnell und einfach, was offenbar auch genau das ist, was die heutige Zivilisation bevorzugt. Autoflowering-Sorten haben definitiv mehrere Vorteile für den Outdoor-Anbau. Sie können auch in kälteren Regionen reifen, sie wachsen nicht stark in die Höhe, was sie weniger auffällig macht, und die Pflege ist nicht besonders anspruchsvoll. Einige Samenbanken bieten sogar die sogenannten Semi-Autoflowering-Sorten an. Diese sind etwa hundert Tage nach der Aussaat erntereif. Klassische Sorten haben einen großen Vorteil – der Ertrag ist viel größer. Die größere Menge wird allerdings durch eine längere Anbauphase und manchmal durch die Notwendigkeit einer gewissenhafteren Pflege ausgeglichen. Klassische Sorten können außerdem mehrere Meter an Höhe erreichen, was sie gut sichtbar macht. Deshalb ist es wichtig bei der Auswahl einer geeigneten Sorte, die potenzielle Größe der Pflanzen zu berücksichtigen. Es gibt aber auch einige klassische Sorten, die nicht so groß werden. Das aktuelle Angebot im Samenhandel wird von feminisierten Samen dominiert. Mit ihnen kann man nur weibliche Pflanzen züchten. Da es dann keine männlichen Pflanzen gibt, können die weiblichen Pflanzen nicht bestäubt werden, und ihre Blüten enthalten somit wie erwünscht keine Samen. Dies führt auch dazu, dass sie potenter werden. Wenn versucht wird, eigene Sorten zu züchten oder Samen für einen anderen Zyklus zu erzeugen, sollte man nach nicht feminisierten Samen suchen, die handelsüblich als „regulär“ oder „nicht feminisiert“ bezeichnet werden. Nicht feminisierte Sorten werden von einer Handvoll Samenbanken angeboten, können aber teilweise sowohl als reguläre als auch als selbstblühende Sorten erworben werden.

Reifezeit outdoor

Sorten, die spätestens Mitte Oktober reifen, sind für das mitteleuropäische Klima am besten geeignet. Dennoch müssen auch die tatsächlichen Bedingungen in dem Gebiet, in dem angebaut wird, berücksichtigt werden. Bergige, kältere Regionen erfordern kältebeständigere Sorten oder sogar solche, die noch vor Ende September reifen. Im Gegensatz dazu können im Flachland, wo der Winter später Einzug erhält, Sorten angebaut werden, die später, etwa bis Ende Oktober, reifen. Der Feind einer störungsfreien Herbstreife ist die hohe Luftfeuchtigkeit, das heißt Regen und Nebel. Solche Bedingungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Schimmelpilzen. Wenn eine solche Situation dort, wo man lebt, regelmäßig eintritt, ist es besser, Sorten zu wählen, die früher reifen, oder sich vielleicht auf Kosten einer kleineren Ernte für Semi-Autoflowering- oder Autoflowering-Sorten zu entscheiden. Denn was nützt die Aussicht auf eine reichhaltige Ernte, wenn ein Großteil davon verschimmeln könnte? Ein weiteres wichtiges Merkmal der gewählten Sorten ist die Kultivierungsmethode, für die sie bestimmt sind. Viele Sorten sind nur für den Innenanbau unter künstlichem Licht vorgesehen. Outdoor-Sorten eignen sich besser für den Anbau im Freien, auf dem Balkon oder der Fensterbank. In Gewächshäusern lassen sich Outdoor-Sorten oder Gewächshaus-Sorten anbauen.

Die besten Sorten outdoor: Typen und Hybride

Bei der Auswahl von Cannabissorten für das Outdoor-Growing kann man in den Katalogen und Websites der Produzenten häufig den Prozentsatz des Indica-Anteils, des Sativa- und des Ruderalis-Anteils einsehen. Cannabis ruderalis, eine Cannabisart, die ursprünglich nur minimale psychoaktive Effekte bewirkt, ist in jeder Autoflowering-Sorte enthalten. Denn dank dieser Genetik beginnen solche Sorten unabhängig von der Länge des Tages und nur basierend auf ihrem eigenen Alter zu blühen. Ab einer bestimmten Entwicklungsphase beginnt die Pflanze automatisch Blüten zu bilden. Reines Cannabis indica reift schneller als Cannabis sativa, es wächst weniger hoch, hat kürzere und breitere Blätter und enthält mehr CBD. Auf der anderen Seite hat Cannabis sativa lange schmale Blätter, enthält mehr THC und wächst höher. In Wirklichkeit ist die Unterscheidung etwas komplizierter, aber diese einfachen Informationen reichen aus, um eine Sorte aus dem Angebot der Samenbanken auszuwählen. Heutzutage sind fast alle Sorten auf dem Markt Hybride, also Kombinationen aus Sativa und Indica – und immer häufiger auch Ruderalis. Bei der Auswahl einer geeigneten Sorte gilt es zu bedenken, dass je mehr Sativa enthalten ist, der Rausch umso energiereicher und euphorischer wird. Aber ein hoher THC-Anteil kann auch dazu führen, dass sich Konsumenten ängstlich fühlen oder sogar eine Panikattacke bekommen. Dennoch ist es genau dieses starke High, das oftmals von Freizeitkonsumenten begehrt wird, und es lässt sich belegen, dass ein höherer THC-Anteil bei der vollständigen oder zusätzlichen Behandlung bestimmter Krankheiten hilfreich sein kann. Wenn die konsumierte Sorte einen höheren Prozentsatz an Indica enthält, sollte der Rausch beruhigender und der Konsument zugänglicher für Entspannung und friedliche Kommunikation sein. Das liegt vermutlich an dem höheren CBD-Gehalt. Für den medizinischen Gebrauch von Cannabis müssen CBD- und THC-Prozentsätze berücksichtigt werden, und es muss eine Sorte ausgewählt werden, die die erforderliche Zusammensetzung und Wirkung aufweist. Ein höherer Anteil von Ruderalis verschiebt das Wirkungsspektrum übrigens mehr in Richtung Indica.

Outdoor-Pflanzenhöhe

Die Bedeutung der Höhe der Pflanzen habe ich bereits mehrfach in diesem Artikel erwähnt. Man sollte diesem Faktor wirklich große Aufmerksamkeit schenken. Pflanzen, die über 180 Zentimeter hoch werden, eignen sich fast ausschließlich für den Anbau im Boden, im Garten oder in großen, schweren Blumentöpfen, die die Stabilität von Großpflanzen gewährleisten können. Wenn in einem Blumentopf angebaut wird, muss auf eine regelmäßige Bewässerung geachtet werden und eine persönliche Anwesenheit wird notwendiger sein als bei der Aufzucht kleinerer Pflanzen. Pflanzen, die zwischen 120 und 180 Zentimeter groß werden, können nicht nur in Gärten, sondern auch in Gewächshäusern, auf Balkonen oder Terrassen angebaut werden. Pflanzen, die 80 bis 120 Zentimeter groß werden, eignen sich am besten für Balkone oder für den Anbau an einem großen Fenster. Man sollte für den Anbau auf einer Fensterbank möglichst kleinere Pflanzen auswählen.

Der Prozentsatz von THC und CBD

Einige Züchter geben an, wie viel THC und CBD in ihren Sorten enthalten ist. Diese Zahl hängt jedoch vor allem von der Umgebung ab, in der die Pflanze wächst und sich entwickelt. Der Unterschied kann daher sehr groß und auch mitunter recht abweichend von den Angaben ausfallen. Wesentlich geringere Abweichungen gibt es jedoch beim Verhältnis von CBD und THC zueinander. Menschen, die Cannabis für medizinische und Freizeitzwecke anbauen, sollten mehr an dem Verhältnis von THC zu CBD interessiert sein, das die Auswirkungen der angepflanzten Sorten erheblich beeinflusst, statt an dem Gesamtanteil der einzelnen Cannabinoide. Somit ist das Wichtigste für die richtige Auswahl einer geeignete Sorte fürs Outdoor-Growing benannt – die mögliche Höhe der Pflanzen, Art der Sorte, Menge und Verhältnis der wichtigsten Cannabinoide, die Reifezeit und die verfügbare Anbaufläche. Was nicht erwähnt wurde, ist die Wahl einer zuverlässigen Samenbank. Es ist nicht selten, dass Menschen, die fünf Samen kaufen, erwarten, dass eine Pflanze genau wie die andere aussieht, und dann überrascht sind, wenn die Realität eine andere ist. Es kann durchaus vorkommen, dass in einem Paket von fünf Samen zwei oder drei offensichtlich unterschiedliche Sorten dabei sind. Das ist der traurige Effekt der Bemühungen, immer mehr neue Sorten herzustellen, die dann nicht richtig getestet und stabilisiert wurden. Einige Dinge brauchen einfach Zeit, und dazu gehört auch die Züchtung neuer Sorten. Mein persönlicher Ratschlag ist daher, Saatgut nicht zu billig zu kaufen und Samenbanken auszuwählen, die auf dem Markt etabliert sind und positive Referenzen aufweisen können.

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