Cannabisanbau und der pH-Wert

Cannabispflanze und pH-Wert-Teststreifen

Damit Cannabispflanzen füllige und potente Buds entwickeln, müssen sie optimal mit Nährstoffen versorgt werden. Doch nicht nur die bloße Versorgung spielt eine Rolle. Auch muss man im Growmedium eine Umgebung herstellen, bei der die Pflanze Nährstoffe überhaupt aufnehmen kann. Genau da spielt der pH-Wert eine wichtige Rolle.

Jeder Grower kennt es: Die Cannabispflanze zeigt Mangelerscheinungen, die einfach nicht verschwinden wollen. Und obwohl die Dünger-Dosis erhöht wird, leiden die Pflanzen weiterhin, als ob sie in den Hungerstreik getreten wären. Gerade Anfänger tappen in diese „mehr hilft mehr“-Falle und vergessen dabei, sich zunächst zu fragen, warum die Pflanze die Nährstoffe nicht aufnimmt. Im gerade genannten Fall hätte der Grower mit einem fünf Euro teuren pH-Test-Kit und fünf Minuten Zeit den pH-Wert messen können, der in den meisten Fällen für einen Nährstoffmangel verantwortlich ist.

Was ist der pH-Wert überhaupt?

Der pH-Wert gibt an, ob eine Substanz eher sauer (niedriger Wert) oder basisch (höherer Wert) ist. Die Skala reicht von 1 bis 14 und ist logarithmisch aufgeteilt.

  • Ein pH-Wert von 7 gibt an, dass eine Substanz neutral ist
  • Der Bereich 7 bis 14 gibt an, dass eine Substanz eher basisch ist
  • Der Bereich 0 bis 7 gibt an, dass eine Substanz eher sauer ist

In der Pflanzenwelt bestimmt der pH-Wert im Boden, welche Nährstoffe in welcher Menge von der Pflanze aufgenommen werden können. Das Maß dieser Aufnahmefähigkeit ist als Bioverfügbarkeit bekannt. Manche Nährstoffe werden in sauren Böden besser aufgenommen, andere wiederum in eher basischen. Da jede Pflanzenart einen unterschiedlichen Mix an Nährstoffen braucht, hat jede Art auch einen eigenen „Lieblings-pH-Wert“-Bereich. Beim Cannabisanbau ist der Boden das Growmedium (beispielsweise Blumenerde), auf dem man growt. Auch zu beachten ist das Gießwasser, das auch einen eigenen pH-Wert hat und damit den pH-Wert des Growmediums bei der Bewässerung beeinflusst.

Optimaler pH-Wert beim Grow

Alle Nährstoffe, die die Cannabispflanze braucht, haben dabei einen eigenen optimalen Bereich auf der pH-Wert-Skala, in dem sie optimal aufgenommen werden. Ist der pH-Wert rund um die Wurzeln zu hoch oder zu niedrig, können manche Nährstoffe nicht richtig aufgenommen werden. Ab einem bestimmten Wert kann die Aufnahme sogar komplett blockiert werden. Beispielsweise wird Stickstoff bei einem Grow auf Erde am besten bei einem pH-Wert von 7,0 aufgenommen. Mangan dagegen wird bei etwa 5,0 am besten aufgenommen – ein Wert bei dem Stickstoff allerdings nur noch in geringen Mengen in die Pflanze gelangt. Bei einem Hydroponik-Grow, also ohne Growmedium, weicht die Bioverfügbarkeit je nach pH-Wert etwas ab.

Da man natürlich den Kleinen alle nötigen Nährstoffe zuführen möchte, muss ein Kompromiss-Wert her. Und da manche Nährstoffe nur in Kleinstmengen gebraucht werden, kann man einen optimalen Bereich für den pH-Wert wählen, bei dem noch genug von allem durchkommt. Insgesamt mag die Cannabispflanze eine leicht saure Umgebung rund um die Wurzeln. Damit können alle nötigen Nährstoffe aus dem Growmedium in ausreichender Menge aufgenommen und zur Pflanze transportiert werden. Je nachdem ob man mit Erde, Cocos oder Hydroponik growt, ist der optimale Bereich für den pH-Wert unterschiedlich.

Optimale pH-Werte sind:

  • Grow auf Erde: 6,0 bis 7,0 pH
  • Hydroponik: 5,5 bis 6,5 pH
  • Coco (Kokossubstrat): 5,5 bis 6,5 pH

Den pH-Wert während des Grows regulieren

Die Regulierung des pH-Werts fängt schon vor dem Grow an, und zwar beim Einkauf. Mit einer hochwertigen Blumenerde, einem passenden hochwertigen Dünger und passendem Gießwasser stellt man schon vorab sicher, dass man später keine (oder nur wenige) Probleme mit dem pH-Wert bekommt.

  • Blumenerde: Wenn man auf Erde growt, greift man zu einer hochwertigen Blumenerde eines namhaften Herstellers. Hochwertige Blumenerden haben eine gute Pufferwirkung für Schwankungen im pH-Wert, was vor allem Anfängern zugutekommt. Empfehlungen: Compo Sana, Biobizz, Plagron.
  • Dünger: Man kauft einen hochwertigen NPK-Dünger von einem namhaften Hersteller, der einen für Cannabis passenden Nährstoff-Mix bereithält. Billiger Baumarkt-Dünger ist oft unausgewogen und hat einen nicht passenden pH-Wert. Empfehlungen: Canna, Hesi, Biobizz, Plagron.
  • Bewässerung: Das Gießwasser sollte möglichst pH-neutral sein. Wenn das Leitungswasser sehr kalkhaltig ist, ist es eventuell zu alkalisch (sprich zu hoher pH-Wert) und sollte mit Regenwasser vermischt und vorher über Nacht in offenen Behältern „gelüftet“ werden.

Eins vorweg: Der pH-Wert muss nicht exakt in der Mitte des optimalen Bereichs liegen. Kleine Schwankungen sind nicht nur normal, sondern sogar erwünscht. Jeder Nährstoff hat seinen eigenen optimalen Wert für die Aufnahme. Und durch die Schwankungen können so abwechselnd unterschiedliche Nährstoffe besonders gut absorbiert werden.

Wie den pH-Wert messen?

Um den pH-Wert zu messen, gibt es drei Methoden:

  • pH-Teststreifen: Sehr günstig. Gibt es in jeder Apotheke, allerdings recht ungenau. Eher eine Notfall-Lösung
  • pH-Test-Kits: Recht genau und zuverlässig. Preis ist im gleichen Bereich wie die pH-Teststreifen, also sehr günstig
  • Digitales Messgerät: Sehr präzise, muss dafür regelmäßig kalibriert werden. Dafür auch etwas teuer

Als Otto-Normal-Grower greift man am besten zu einem pH-Test-Kit. Das Top-Produkt aus diesem Bereich ist das Test-Kit von GHE. Es ist extrem zuverlässig, präzise und dazu auch noch sehr günstig. Ein 30-Milliliter-Fläschchen reicht für ungefähr 500 Tests. Im Folgenden soll die Messung mit einem pH-Test-Kit (im nachfolgenden Beispiel eines der Marke GHE) veranschaulicht werden. Bei einem Grow auf Erde wird zusätzlich auch noch destilliertes Wasser benötigt.

Das Vorgehen bei Erde: Es wird eine kleine Probe aus der Blumenerde der Pflanze genommen und in das Reagenzglas gepackt – dabei muss unbedingt darauf geachtet werden, dass feuchte Erde nahe der Wurzel entnommen wird. Dann wird das Reagenzglas mit destilliertem Wasser aufgefüllt (etwa zu drei Vierteln) und zwei bis drei Tropfen der GHE-Testflüssigkeit werden hinzugegeben. Anschließend wird der Deckel draufgepackt und die Probe ordentlich durchgeschüttelt, sodass sich die Erde mit dem destillierten Wasser gut vermischt. Nun wird gewartet, bis sich die Erde in der Lösung auf dem Boden absetzt. Sobald dies geschehen ist, wird die Farbe der Lösung mit der mitgelieferten Farbskala verglichen und der pH-Wert abgelesen.

Das Vorgehen bei Hydroponik: Eine kleine Probe aus dem Wassertank wird in das Reagenzglas gefüllt, bis es zu etwa der Vierteln gefüllt ist und zwei bis drei Tropfen der GHE-Testflüssigkeit werden hinzugegeben. Dann wird die Probe ordentlich durchgeschüttelt und die Farbe der Lösung mit der mitgelieferten Farbskala verglichen und der pH-Wert abgelesen.

Nun ist der pH-Wert bekannt und man kann entsprechend handeln. Falls der pH-Wert im optimalen Bereich liegt, kann man sich auf die Schulter klopfen und chillen. Falls der pH-Wert allerdings nicht im optimalen Bereich liegt, muss man sofort handeln, um ihn zu korrigieren.

Einen falschen pH-Wert korrigieren

Man hat nun den pH-Wert gemessen und festgestellt, dass er zu hoch beziehungsweise zu niedrig ist. Um den pH-Wert zu korrigieren, muss man seinem Gießwasser eine (oder mehrere) pH-regulierende Beigaben hinzumischen und damit die Pflanze gießen. Hier noch einmal eine Erinnerung an den optimalen pH-Wert-Bereich für Cannabispflanzen:

  • Erde: 6,0 – 7,0 pH
  • Hydroponik: 5,5 – 6,5 pH
  • Coco (Kokossubstrat): 5,5 – 6,5 pH

Der pH-Wert der Gießmischung (Gießwasser mit Dünger) muss immer im erwähnten optimalen Bereich liegen. Bei der Korrektur des pH-Werts wendet man dabei einen kleinen Trick an: Man passt den pH-Wert der Gießmischung so an, dass er in der oberen beziehungsweise in der unteren Hälfte des optimalen Bereiches liegt. Ist bei einem Grow auf Erde beispielsweise der pH-Wert zu hoch, sollte die Gießmischung einen pH-Wert von 6,0 bis 6,5 haben. Ist der pH-Wert auf Erde hingegen zu niedrig, verfügt die Gießmischung am besten über einen pH-Wert von 6,5 bis 7,0.

Man „kontert“ quasi den falschen pH-Wert leicht in die entgegengesetzte Richtung. Man sollte dabei stets den gesunden Menschenverstand einsetzen – falls der pH-Wert in der Erde nur leicht erhöht ist, muss man auch nur wenig ausgleichen. Beispiel: Ist der pH-Wert der Erde mit 7,2 leicht erhöht, sollte die Gießmischung eher bei 6,5 liegen und nicht bei 6,0. Selbst eine Gieß-Mischung mit einem pH-Wert von 6,7 ist noch in Ordnung.

Was wird benötigt, um den pH-Wert anzupassen?

Folgendes Equipment wird benötigt: Gießwasser, ein Plastikeimer oder ein ähnliches Gefäß (allerdings keines aus Metall), Latexhandschuhe (ungepudert) und ein pH-Test-Kit. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen sei empfohlen, am besten eine Schutzbrille für die Augen zu benutzen und vollständig bekleidet zu arbeiten, um Hautkontakt mit Konzentraten zu vermeiden.

Wenn man den pH-Wert erhöhen will, kommen unterschiedliche Zusätze infrage. Meine persönliche Empfehlung ist der pH-Corrector pH-Plus von Hesi, aber es gibt auch verschiedene Hausmittel-Alternativen wie etwa Backsoda, Maerl-Kalk, Dolomit-Kalk (fein pulverisiert, ggf. mit Löschkalk mischen), Gesteinsmehl oder Algenkalk (Natriumhydrogencarbonat).

Zum Absenken des pH-Werts empfehle ich als Gegenstück den pH-Corrector pH-Minus von Hesi. Aber auch hier gibt es verschiedene Hausmittel, die als Alternative genutzt werden können, so etwa Zitronensäure, Ascorbinsäure (Vitamin C) oder Phosphorsäure.

Gießmischung und Gabe

Um eine Gießmischung herzustellen, wird das Gießwasser in einen Plastikeimer (keinen Metalleimer!) gefüllt. Falls Dünger verwendet wird, wird dieser zuvor gemäß Düngeschema ins Wasser gegeben. Der pH-Wert wird getestet und sollte er nicht zufriedenstellend sein, wird dem Gießwasser der gewünschte Stoff für die pH-Korrektur hinzugefügt. Nach ausreichendem Verrühren wird der pH-Wert erneut gemessen. Das Ziel ist, dass der pH-Wert des Gießwasser-Gemischs im optimalen Bereich liegt. Man muss ihn solange senken beziehungsweise erhöhen, bis das Wasser den gewünschten Wert hat. Wie viel man beimischen muss, hängt von mehreren Faktoren ab: „Weiches“ Wasser mit wenig Mineralien wird schon bei kleiner Menge an Beigaben den pH-Wert ändern. „Hartes“ Wasser mit einer hohen Menge an Mineralien braucht hingegen wesentlich mehr Beigaben, um die Mineralien zu neutralisieren. Leicht härteres Wasser ist einfacher zu regulieren, da der pH-Wert nicht gleich durch kleine Beigaben extrem abfällt beziehungsweise ansteigt.

In den nächsten Tagen werden dann die Pflanzen mit dem Gemisch nach dem gewohnten Gießschema bewässert (beziehungsweise das Gemisch wird dem Wassertank beigegeben). Bei jedem Gießvorgang wird der pH-Wert des Drainage-Wassers (das abfließende Wasser bei/nach dem Gießen) gemessen. Hydroponik-Grower messen das Wasser im Wassertank. Sobald der pH-Wert wieder im optimalen Bereich liegt, kann man die Menge des pH-Korrektors langsam reduzieren und den pH-Wert beobachten. Sollte sich der pH-Wert dabei wieder zum Negativen ändern, sollte man dringend die Ursache ausfindig machen. Infrage kommen dann beispielsweise Gießwasser, Dünger oder die Erde: Eventuell ist das Gießwasser nicht pH-neutral. Ist dies in Ordnung, sollte der pH-Wert der Dünger-Gießwasser-Mischung gemessen und gegebenenfalls zu einem anderen Dünger gegriffen werden. Wenn Gießwasser und Dünger ausgeschlossen werden können, liegt es wahrscheinlich an der Blumenerde. Die Erde sollte dann mit dem Dreifachen der üblichen Gießmenge gespült und anschließend leicht gedüngt werden. Wenn der pH-Wert weiterhin abweicht, sollten die Pflanzen in hochwertige Erde umgetopft werden.

Ein Beitrag aus Highway 03/2016

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