Cannabis-Blüten „spülen“: was bringt Bud Washing wirklich?

Cannabis wird mit Wasser abgewaschen
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Wer sich auch schon nur einmal kurz mit der Cannabisaufzucht beschäftigt hat – und ja vielleicht sogar, wer sich noch nie damit beschäftigt hat – weiß: nach der Ernte kommt das… Einlegen in Wasser? Moment, hier stimmt was nicht. Doch, richtig gelesen, statt das Gras zu trocknen, tut es manchereiner in einen Wassereimer. Zweck des Ganzen soll entweder das Spülen oder gar die Veredelung sein. Highway-Autor Mr. Haze Amaze hat sich im Folgenden mit der Thematik befasst.

Jeder weiß, dass Wasser eine der essentiellen Grundlagen für das Leben und das Wachstum von allen Pflanzen ist. Ohne Wasser würden selbstverständlich auch unsere schönen Lieblingspflänzchen keinen Zentimeter wachsen und gar nicht erst aus ihrer Schale herausspringen. In der Blütephase brauchen sie zudem noch mal eine ganze Portion mehr vom lebensspendenden Element, um ihre Knospen „aufzupumpen“ und die Nährstoffe an die richtigen Stellen zu befördern. Und auch wenn das Leben der Pflanzen sich dem Ende nähert und es auf die Ernte zugeht, geht der geübte Grower zu dem sogenannten Flushing/Spülen des Mediums und somit auch der Pflanze über. Dabei werden die Pflanzen mit einer noch größeren Menge an reinem Wasser ohne Zusätze gegossen, um so die restlichen Nährstoffe und Salze aus dem Medium und den Zellen der Pflanze zu befördern. Nach der Ernte geht es dann im Regelfall darum, so viel Wasser wie möglich aus dem Material zu ziehen. Das geschieht dann über den Trocknungsprozess, welcher sich über mehrere Tage oder Wochen erstreckt. Doch was, wenn wir den wichtigen Bestandteil Wasser noch etwas länger und sogar erst nach der Ernte in diesen Prozess integrieren? Bei vielen läuten da sicher im ersten Moment alle Alarmglocken: zusätzliche Feuchtigkeit oder Wasser nach der Ernte? Da erhöht sich doch die Schimmelgefahr! Im Grunde ist das auch vollkommen korrekt und die Achtsamkeit für Schimmel sollte eigentlich schon ab der zweiten Blütewoche einer Cannabispflanze gegeben sein. Doch natürlich würde dieser Artikel nicht geschrieben worden sein, wenn die Ernte danach als Schimmelklumpen enden würde. Nachfolgend sollen somit die Themen Bud-Washing und die sogenannte „Wasserfermentation“, das Water Curing, beleuchtet werden.

Drei Arten des Bud-Washing (Schema)

Wer das erste Mal über das Thema Bud-Washing stolpert, wird vermutlich nicht schlecht staunen. Beim Bud-Washing geht es darum, seine Blüten nacheinander in drei unterschiedliche Wassereimer zu tauchen und zu schwenken. Ein Eimer ist gefüllt mit einer Mischung aus Wasser, Zitronensaft und Backpulver, also einer „Reinigungslösung“ auf Biobasis. Die anderen zwei Eimer sind mit kaltem und warmem Wasser gefüllt. Nun steht jedoch die Frage im Raum: Blüten waschen, warum sollte ich sowas tun? Eine schöne Erläuterung von Fans lautet, man würde ja auch einen Bio-Salat, der frisch vom Beet gepflückt wurde, mindestens einmal kurz abwaschen. Dadurch spülen wir den groben Schmutz von den Salatblättern und werden auch Ungeziefer oder ihre Hinterlassenschaften los. Wieso also nicht auch den groben Schmutz und Insekten(reste) von den Blüten spülen? In manchen Foren wird sogar behauptet, dass man so auch die letzten Nährstoffe und Salze aus der Pflanze ziehen kann. Das ist jedoch Unfug, denn um Nährstoffe aus einer Pflanze zu entziehen, benötigt es deutlich mehr Zeit als ein kurzes Eintauchen in drei Wasserbecken. Zudem kommt hinzu, dass man den Salat nach dem Waschen direkt verzehren würde, die Blüten muss man allerdings erst noch trocknen, da sie sonst nicht rauchbar sind. Der Aspekt der oberflächlichen Reinigung ist allerdings nicht ganz falsch. Insbesondere nach einem Schädlingsbefall sind selbst nach erfolgreicher Bekämpfung oft noch sehr viele Überbleibsel wie Insektenhüllen und Kot auf den Blättern und Blüten vorhanden, wenn man nicht jedes Insekt einzeln abgelesen hat. Bei solchen Pflanzen kann es tatsächlich sinnvoll sein, eine derartige Spülung durchzuführen, wobei allerdings von der Zitronen-Backpulver-Mischung eher abzuraten ist. Es ist dabei immer zu bedenken, dass die Ernte danach extrem nass ist und somit gerade in den ersten Stunden und Tagen des Trocknungsprozesses schnell an Feuchtigkeit verlieren muss. Auch die Temperatur muss zu Beginn stetig kontrolliert werden, da man sonst ein wahres Schimmelparadies erschafft. Grundsätzlich sollte man jedoch wohl tendenziell eher vom Bud-Washing abraten, da insbesondere für Ungeübte die Schimmelgefahr um ein Vielfaches steigt und eine Cannabispflanze generell nicht so dreckig sein sollte, dass sie eine derartige Behandlung nötig hätte.

Das zweite Thema ist die sogenannte „Wasserfermentation“. Hierbei ist es so, dass die Blüten direkt nach der Ernte manikürt und dann in ein Gefäß mit (destilliertem) Wasser gelegt werden. So wird das Gefäß bis zum Rand mit Knospen und Wasser gefüllt und luftdicht verschlossen, wobei darauf zu achten ist, dass alle Blüten unter Wasser sind. Dann wird die Ernte für fünf bis zehn Tage gelagert, wobei jeden Tag das Wasser gewechselt werden muss. Der Wasserwechsel ist nötig, da bei dieser Art der Lagerung tatsächlich noch Nährstoffe, Salze und Chlorophyll aus dem Pflanzenmaterial herausgezogen werden, die schlussendlich im Wasser landen und entsorgt werden können. Das Herausziehen der Stoffe geschieht durch das Osmose-Verfahren, das dem ein oder anderen aus dem Biologie-Unterricht noch bekannt sein könnte. Kurz gesagt, es findet ein Austausch von Nährstoffen aus den Pflanzenzellen ins Wasser statt – so lange bis ein Gleichgewicht herrscht. Wenn also bestenfalls destilliertes Wasser genutzt wird, das keinerlei Nährstoffe enthält, so werden direkt beim ersten Durchgang theoretisch fünfzig Prozent der Stoffe aus der Pflanze ins Wasser übergeben. In der Praxis sind solche Werte nicht wirklich Gesetz, aber sie ermöglichen eine grobe Vorstellung. Das Endergebnis dieses Procederes sollen Buds sein, deren Rauch deutlich angenehmer und weniger kratzig ist. Allerdings muss auch hier wieder ein Nachteil erwähnt werden, denn durch das lange Wasserbad können leider auch Stoffe herausgelöst werden, die Geruch und Geschmack beeinflussen. Und auch bei diesem Verfahren müssen die Blüten im Anschluss natürlich getrocknet werden. Nach einer Wasserfermentation startet man also wieder mit einem deutlich höheren Feuchtigkeitsgehalt im Pflanzenmaterial in den Trocknungsprozess und erhöht somit die Schimmelgefahr. Nach einem von mir durchgeführten Test kann für den Einzelfall bestätigt werden, dass die Blüten nicht an Potenz, dafür aber stark an Geschmack und Geruch verloren haben. Allerdings waren diese Knospen tatsächlich sehr angenehm zu rauchen und erzeugten keinen Hustenreiz, weder in der Bong, noch im Vapo oder Joint.

Eine dritte und interessante Methode der „Veredelung“ erläuterte ein erfahrener Gärtner einmal so: „Was tun Schnittblumen, wenn man sie ins Wasser stellt? Richtig, sie sterben nicht einfach ab, sondern sie nutzen die letzten Reserven an Nährstoffen, die sie dem Wasser und ihren eigenen Zellen entnehmen können, um am Leben zu bleiben.“ Darauf basiert der Tipp, direkt nach der Ernte die abgeschnittenen Äste für etwa zwei bis fünf Tage wie einen Blumenstrauß in ein Gefäß mit Wasser an einen dunklen Ort zu stellen. Da auch eine Cannabispflanze im Grunde nichts anderes als eine Art Blume ist, funktioniert dieser Trick auch hier und bewirkt, dass die Pflanze ihre letzten Kräfte mobilisiert und somit Nährstoffe verbraucht, die somit am Ende nicht in der trockenen Ernte landen. Hinzu kommt auch hier der Osmose-Effekt, der noch weiter Nährstoffe aus den abgeschnitten Stängeln ziehen kann. Anschließend kann ganz normal getrocknet werden, wobei die Blüten über die Tage bereits etwas Feuchtigkeit verloren haben sollten. Somit ist diese Praktik sehr leicht umzusetzen, bietet keine nennenswerten Nachteile und soll ein besseres und sauberes Ergebnis liefern. Eine wirklich deutliche Verbesserung der Ernte durch diese Methode konnte von mir im Vergleich mit einer „normal“ durchgeführten Ernte im Test jedoch nicht erkannt werden. Aber das soll nicht heißen, dass diese Methode sinnlos ist, denn die Test-Pflanzen waren schon zuvor gut vorbereitet: Bio-Grow, nur organische Dünger, zehn Tage mit klarem Wasser gespült, vier Tage ohne Licht und Wasser und alle großen und kleineren Blätter ohne THC wurden entfernt. Wenn man seine Pflanze beispielsweise mit mineralischem Dünger behandelt hat oder keine Zeit mehr zum Spülen hatte, dann kann dieser Tipp also sicherlich einiges an Qualitätsverbesserung bewirken.

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