Kann Cannabis Erektionsprobleme verursachen?

Ein Mann nutzt einen Vaporizer

In kleineren Studien gibt es immer wieder Anzeichen dafür, dass der Konsum von Cannabis zu einer erektilen Dysfunktion führen kann. Einerseits konnte eine Metaanalyse aus dem Jahr 2019 bestätigen, dass regelmäßiger Konsum von Cannabis das Risiko für eine erektile Dysfunktion erhöht. Andererseits finden renommierte Studien (etwa eine Stanford-Studie aus dem Jahr 2017) keinen signifikanten Unterschied im Risiko für Potenzprobleme zwischen Gruppen, die Cannabis konsumieren, und Kontrollgruppen.

Dieser Artikel gibt einige Erklärungen, wie bestimmte Wirkungen von THC Potenzprobleme verursachen können.

Mögliche schädliche Wirkungen

Vor allem Konsumenten, die Marihuana oder Haschisch mit Tabak mischen, haben ein erhöhtes Risiko für Impotenz. Das Rauchen von Tabak schränkt nämlich den Blutfluss durch die Venen und Arterien ein.

Weil im glatten Muskelgewebe des Penis Cannabinoid-Rezeptoren vorhanden sind, ist es theoretisch auch möglich, dass THC selbst Erektionen beeinträchtigt.

Cannabis kann ein Gefühl der Euphorie, dann Schläfrigkeit und eine langsamere Reaktionszeit verursachen. Diese Effekte könnten zu einem verminderten Verlangen nach Sex führen.

Weiters kann Cannabis auch das Kreislaufsystem beeinträchtigen und zu einem Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz führen. Beides bringt ein höheres Risiko einer Impotenz mit sich.

Es gibt auch einige Hinweise darauf, dass häufiger Cannabiskonsum die Fähigkeit, einen Orgasmus zu erleben, deutlich herabsetzt.

Wenn eine erektile Dysfunktion hin und wieder auftritt, besteht meistens kein Grund zur Sorge. Wenn sie aber häufig vorkommt, kann sie ein Symptom für eine andere Erkrankung sein, deren Behandlung auch die Ursache der erektilen Dysfunktion beseitigt.

Wie wirkt Cannabis im Körper?

Wenn jemand beispielsweise Marihuana raucht, gelangt THC von der Lunge in den Blutkreislauf. Dadurch erreicht es das Gehirn und andere Organe.

Im Gehirn beeinflusst THC das Lust- und Belohnungssystem. Es signalisiert dem Körper, mehr Dopamin als gewöhnlich freizusetzen, was die Stimmung hebt und „high“ macht.

Andere kurzfristige Auswirkungen des Konsums von Cannabis können sein:

  • Veränderte Sinneswahrnehmung
  • Euphorie gefolgt von Schläfrigkeit und Entspannung
  • Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
  • Erhöhter Puls
  • Probleme mit Lernen und Gedächtnis
  • Angst

Zu den Langzeitwirkungen gehören:

  • Psychische Probleme
  • Häufige Infektionen der Atemwege
  • Gedächtnisschwäche

Möglicher medizinischer Nutzen

Dem stehen auch segensreiche Wirkungen gegenüber. Besonders in letzter Zeit hat die medizinische Verwendung von Hanf und seinen Bestandteilen viel Aufmerksamkeit erhalten. In den USA genehmigte die FDA im Juni 2018 die Verwendung von Cannabidiol (CBD) zur Behandlung von Epilepsie.

Einige Verbindungen in Cannabis sind vielversprechende potenzielle Behandlungen für weitere Krankheiten.

In den meisten Staaten Europas sind THC-haltige Bestandteile des Hanfs verboten. Trotzdem konsumieren manche Menschen Cannabis, weil sie denken, dass es ihrer Gesundheit zugutekommen könnte.

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wie andere Drogen kann Cannabis einige Medikamente und alternative Behandlungen beeinträchtigen. Es verstärkt die Wirkung von Blutverdünnern und einigen Nahrungsergänzungsmitteln. Es verstärkt die dämpfende Wirkung von Alkohol. Bei einigen Behandlungen für Asthma und Psychopharmaka verändert es die Wirkung. Wechselwirkungen ergeben sich auch, wenn man sich einer Therapie gegen Retroviren unterzieht.

Generell sollten sich alle, die Cannabis konsumieren, bei einem Arzt erkundigen, ob sich dadurch die Wirkung ihrer Medikamente verändert.

Cannabis und PDE-5-Hemmer

PDE-5-Hemmer sind wirksame Medikamente gegen Potenzprobleme. Die bekannten Präparate Viagra und Cialis gehören in diese Gruppe. Sie entspannen die Muskeln und erhöhen den Blutfluss zum Penis. Diese Medikamente können normalerweise sicher mit Cannabis verwendet werden, wie etwa Dr. Jordan Tishler von der Harvard Medical School bestätigt. Ihm ist kein Fall bekannt, bei dem Wechselwirkungen zwischen THC und Cialis (Tadalafil) zum Problem wurden. Wechselwirkungen können theoretisch auftreten, kommen aber in der Praxis – laut seiner Aussage – nicht vor.

Diese Medikamente sind sehr sicher, dürfen aber nur mit einem gültigen Rezept verkauft werden. Aus diesem Grund, und um offene Fragen zu klären, sollte man sich vor ihrer Anwendung von einem Arzt beraten lassen.

Fazit: Übermäßigen Konsum vermeiden

Was den Zusammenhang zwischen Cannabis und Potenzproblemen betrifft, sind die Ergebnisse der medizinischen Forschung noch widersprüchlich. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass ein starker und lange anhaltender Konsum von Cannabis die Fähigkeit beeinträchtigt, eine Erektion zu bekommen.

Wie beim Konsum von Alkohol und Zigaretten ist deshalb Vorsicht geboten. Wer sich Sorgen um seine Potenz macht, sollte Alkohol, Zigaretten und Cannabis nur in Maßen konsumieren und dafür mehr Sport machen. Hier ist die positive Wirkung auf die Potenz nämlich wissenschaftlich eindeutig erwiesen.

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