Österreichs Presse entsetzt über deutsche Cannabis-Legalisierung: „Tödlicher Teufelskreis“ und „Wurschtigkeitsdenken“ befürchtet

Österreich Cannabis Legalisierung
Erinnert euch der Ton des Artikels auch an die legendäre Vortrags-Szene aus Fear and Loathing in Las Vegas?

In Deutschland soll also die Legalisierung von Cannabis kommen – doch Konsumenten in Österreich müssen wohl noch etwas länger von der Legalisierung träumen. Marihuana und Haschisch haben in Österreich immer noch einen schweren Stand. Das liegt – wie in vielen anderen Ländern auch – nicht zuletzt an einer Presse, die die meisten Grundsätze des Journalismus vermissen lässt und die für eine reißerische Überschrift alles tut.

Da denkt so mancher wohl direkt an die „Bild“. Doch in Österreich hat man ein eigenes Quatschblatt: die „Krone“ genannte „Neue Kronen Zeitung“. Wer zu alkoholkrank für die Bild und zu dumm für eine richtige Arbeit ist, aber dennoch asozial genug, ja der hat gute Chancen dort in die Redaktion aufgenommen zu werden. Und so lesen sich dann auch die meisten Artikel.

Legalisierung von Cannabis in Österreich?

Und natürlich weiß man bei der Krone auch so einiges über Cannabis. Na klar, wie jedes gute Schmierblatt gibt es auch mal Positives zum grünen Kraut zu vermelden (etwa „Mit Drogen geheilt: Jesus Christus nahm Cannabis“), aber in der Regel geht es in die Richtung „Primar warnt: Internetsucht und Cannabis gefährden die Kinder“.

Primar?“ fragt sich da der und die Deutsche. Klickt man auf den Artikel, sieht man, dass es um den unerträglichen Cannabis-Lügenbaron Kurosch Yazdi geht – na dann war wohl doch eher „Primat“ gemeint. Nein, ernsthaft: einige österreichische Wörter müssen den deutschen Leserinnen und Lesern tatsächlich kurz vorgestellt werden, damit die „Krone“-Artikel zum Thema Cannabis erfolgreich dechiffriert werden können.

Lieber Lügen statt Legalisierung

Mag man als Nicht-Österreicher über das Wort „Drogenlenker“ für berauschte (oder dessen bezichtigte) Fahrzeugführer noch schmunzeln, hört der Spaß ganz schnell auf, wenn man merkt, dass Marihuana in der österreichischen Journalisten-Sprache permanent als „Suchtgift“ und die darauf spezialisierten Polizisten als „Suchtgiftjäger“ bezeichnet werden.

Und nun wird also Cannabis in Deutschland legalisiert: ein schwerer Schock für Österreich – zumindest wenn man der „Kronen Zeitung“ glauben will. In ihrem aktuellen Artikel zur deutschen Legalisierung wird derart vom Leder gezogen, dass man sich in einer Werbekampagne der 1930er-Jahre wiederzufinden glaubt.

„Sehr, sehr gefährliches Experiment“

Zunächst wird im Teaser bekanntgegeben, dass (an keiner Stelle namentlich erwähnte) angebliche österreichische Experten sich derart geäußert hätten, dass die deutsche „Legalisierung von Haschisch“ (Zitat „Krone“) ein „sehr, sehr gefährliches Experiment“ (Zitat der namentlich unbekannten, angeblichen Experten) sei.

Im ersten Satz des Artikels wird dann erst einmal Cannabis mit Kokain und Heroin gleichgesetzt. Von nichts kommt schließlich nichts. Wie soll Oma Renate sonst auch verstehen, dass Cannabis (Entschuldigung: Haschisch) das Kraut des Teufels ist?

Kokain in Österreich dank deutscher Cannabis-Legalisierung?

Wer über Drogen – von Cannabis über Kokain bis Heroin – spricht, kann wohl nur dann realistisch über diese gesellschaftspolitische Problematik urteilen, wenn er mit jenen redet, die Drogenkranken und dem kriminellen Umfeld – samt teils schlimmen Folgen – am nächsten stehen: Suchtgiftjäger!“

So lautet also der Einführungssatz des Artikels. Huch, da sind ja auch schon die Suchtgiftjäger. Und klar, inhaltlich natürlich richtig: wer über Cannabis reden will, muss es zunächst in einen Topf mit den beiden Unglücksbringern Kokain und Heroin werfen und dann bloß keine Konsumenten oder Menschen, die sich mit der Materie beschäftigen, befragen, sondern Leute, die solche Leute jagen. Nur so kommt man an reine, unverfälschte Informationen.

Oder noch besser: man denkt sich die Informationen einfach selbst aus! Das ist natürlich eine Spezialität der Krone, die schon Interviews mit Lady Di und Papst Johannes Paul II. gedruckt hat. Jahre nach deren Ableben. Wie das geht? Natürlich durch professionelle Interviews, die durch Geisterbeschwörer geführt wurden.

Gefährliches Wurschtigkeitsdenken durch Legalisierung?

Nein, das war leider kein Scherz. Ebenso wenig die nächsten Sätze des aktuellen Anti-Cannabis-Artikels der „Krone“: „Der erste Joint führt oft in den tödlichen Teufelskreis“ weiß ein anonym bleibender „Drogenkieberer“. Und nein, auch das Wort haben wir uns nicht im Haschisch-Rausch ausgedacht, sondern im aktuellen Artikel gelernt. Die Frage bleibt allerdings, ob man sich den Drogenkieberer vielleicht ausgedacht hat – oder warum möchte er anonym bleiben?

Vielleicht damit man sich nicht über ihn lustig macht? Denn er berichtet weiter: „Es kommt zur Baustelle im Kopf! Es folgt ein Versagen in der Schule. Schließlich erscheint den Abhängigen alles als cool, und ein gefährliches Wurschtigkeitsdenken setzt ein!“ …alles als cool? Sind wir noch bei der „Kronen Zeitung“ oder schon bei Fear and Loathing in Las Vegas? Offenbar bei Fear and Loathing. Denn weiter erzählt der anonyme Suchtgiftjäger: „Viele Süchtige haben mich schon angebettelt: Bitte Herr Inspektor, helfen Sie mir!

Fear and Loathing statt Cannabis-Legalisierung in Österreich

Solche lächerlichen Sätze werden dann garniert mit unhaltbaren Lügen eines „Rainer Thomas“, der im Artikel als „Leiter eines deutschen Suchtzentrums“ vorgestellt wird. Rainer Thomas… Rainer Thomas… da ist wohl Rainer Thomasius gemeint – einen anderen Leiter eines deutschen Suchtzentrums mit ähnlichem Namen gibt es nicht. Noch peinlicher als solche Fehler der „Journalisten“ bei der „Kronen Zeitung“ sind da nur noch die Sätze von Rainer Thomasius selbst.

Aber das kennt man ja als Highway-Leser bereits zu genüge. Er darf also immer noch auch in der „Krone“ seine Lügen verbreiten und Schwachsinn wie diesen von sich geben: „In Ländern wie Kanada, den USA oder Portugal, die Cannabis legalisiert haben, zeigte sich, dass dadurch der Konsum um 30 (!) Prozent gestiegen ist. Durch die Freigabe hätten die psychischen Störungen vor allem bei Jugendlichen um 25 Prozent zugenommen.

Im Original-Artikel (oder soll es doch eigentlich indirekte Rede sein?) fängt das Zitat übrigens mit einem Leerzeichen an und hört ganz ohne Anführungszeichen auf. Dinge, die normalen Journalisten mit einem Alkoholpromillegehalt von unter 3,0 wohl direkt auffallen würden… Schön auch das Ausrufezeichen in Klammern, wir fragen uns wie Rainer Thomas alias Rainer Thomasius das wohl ausgesprochen hat. Er ist wohl einfach gebildeter als wir, er weiß sogar als einziger, dass Portugal Cannabis legalisiert hat…

Spazierengehen statt Haschisch-Gift

Und wie schließt man als Profi-Journalist so einen schönen Artikel? Wie wäre es mit ein paar guten Tipps, was man statt Cannabis nehmen könnte? Na sicher. Übertitelt wird das Ganze dann noch mit „Berauschung an der Natur ist gesünder“, denn Cannabis ist keine Natur! Cannabis ist Kokain und Heroin!

Und wie kriegt man die Zeilen voll, bevor man sich selbst volllaufen lässt? Na klar, mit einem Interview mit einem weiteren „Mediziner“. Und der hat richtig gute Tipps parat: „Raus in die Natur, sich dort bewegen, einen Berg besteigen und soziale Kontakte pflegen! Da braucht es dann überhaupt keine Suchtmittel.“ Mit diesen schönen Worten wollen wir dann auch unseren eigenen Artikel beschließen. Wir sehen uns auf dem nächsten Berg!

3 Kommentare

  1. Abartigste Hetzer bei der Kronenzeitung. Aber was will man anderes erwarten von einer Zeitung, die permanent gegen Bettler hetzt? Bettler, Kiffer, Langhaarige – würden wohl alle erschossen, wenn die Krone das Land regieren würde

  2. Die Schluchtensch……ser, sind schon arg gebeutelt 😎, wenn man sich die Ösi Politiker betrachtet stehen die wohl alle unter Drogen. Ich meine Drogen und nicht Cannabis 🙂
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