Coffeeshop-Lizenz in Deutschland: wer, wie, was, wo?

Schlange vor holländischem Coffeeshop

Cannabis in Deutschland wird nun also sehr wahrscheinlich legal. Das führt bei vielen unmittelbar zu der Frage: „Wie kann ich meinen eigenen Coffeeshop aufmachen? Was brauche ich für eine Coffeeshop-Lizenz in Deutschland?“ Vieles liegt zwar noch im Unklaren, aber dennoch wollen wir uns in vorliegendem Artikel dieser Frage widmen. Denn wer hätte nicht gerne eine Lizenz für einen Coffeeshop? Na also!

„Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein“, das hat die neue Ampel-Koalition tatsächlich in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. Auf gut deutsch: Cannabis wird legal. Zumindest, falls es nicht zu einem Rückzieher oder anderen bösen Überraschungen kommt.

Wie bekomme ich eine Lizenz für einen Coffeeshop in Deutschland?

Gehen wir also vom Idealfall aus, Cannabis wird legal. Und natürlich träumen schon viele sehr lange von Coffeeshops in Deutschland und so wollen nun Tausende am liebsten ihre eigenen Dispensarys aufmachen oder gleich eine Lizenz zum Anbau beantragen. Und da tauchen die ersten Fragen auf: was brauche ich für eine Coffeeshop-Lizenz? Wer darf einen Coffeeshop aufmachen? Wo kann man das Marihuana dafür kaufen oder darf man es vielleicht sogar selbst anbauen?

Zu letzterer Frage können wir unserer Einschätzung nach sagen: es wird wohl verdammt schwierig werden, eine Lizenz zum Anbau von Cannabis in Deutschland zu erhalten. Wenn man sich einmal anschaut, wie im Jahr 2019 die Lizenzen für den Anbau von medizinischem Marihuana in Deutschland vergeben wurden, macht das wenig Mut. Es gab 79 Firmen, die sich trotz aufwendiger Voraussetzungen beworben hatten, und nur 13 Lizenzen wurden vergeben.

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Cannabis anbauen – mit Lizenz?

Eine Firma konnte sich maximal auf sieben Lizenzen für den Anbau von medizinischem Cannabis bewerben. Grundvoraussetzung für eine Bewerbung zum Cannabisanbau war jedoch der Nachweis, bereits legal medizinisches Cannabis angebaut zu haben. Dies sorgte für viel Verärgerung unter den deutschen Firmen, denen dies gar nicht möglich war, wenn sie bislang rein in Deutschland aktiv waren.

Es bleibt festzuhalten, dass es schon für riesige, millionenschwere Firmen ein extremer Akt war, Anbau-Lizenzen für medizinisches Marihuana in Deutschland zu erhalten und dass ein Großteil der Bewerber dabei völlig leer ausging – trotz größter Bemühungen und finanzieller Investitionen. Daraus schlussfolgern wir fürs Erste jedenfalls, dass WG-Zimmer-Träume vom Cannabis-Anbau für den deutschen, noch zu legalisierenden Freizeitmarkt leider Träume bleiben müssen. Wer nicht mehrere Millionen in der Hinterhand hat und Zeit und Lust, sich in den kommenden Monaten montags bis sonntags von früh bis spät um eine Lizenz zu bemühen, die man vermutlich trotzdem nicht bekommt, sollte sich besser mit etwas anderem beschäftigen.

Deutschland: Cannabis-Lizenz für Coffeeshops oder Apotheken?

Zum Beispiel besser mit Tagträumereien einer deutschen Coffeeshop-Lizenz. Klar, noch ist nichts entschieden, Cannabis noch lange nicht legal – aber dennoch ist dieser Traum für Privatpersonen vermutlich deutlich realistischer als der vom legalen Anbau für den deutschen Freizeit-Cannabis-Markt. Die große Frage bleibt dabei: wo wird das Cannabis für den deutschen Markt verkauft? In lizenzierten Coffeeshops? Oder etwa doch in Apotheken?

Die Beantwortung dieser Frage ist leider noch offen und auch wann sie beantwortet wird, ist noch nicht klar. Dass die SPD überhaupt eine Legalisierung mit verantworten möchte, kam für die Highway-Redaktion recht überraschend, daher fällt uns schwer, einzuschätzen, welche Variante die alte Dame der Demokratie wohl bevorzugen würde. Schwer vorstellbar, dass Olaf Scholz Coffeeshops über Apotheken bevorzugt, aber die bis Ende November als Bundesgeschäftsführerin der Jusos tätige Julie Rothe, die mutmaßlich mit zur „Cannabis-Bekehrung“ von Olaf Scholz beigetragen hat, äußerte sich da vielversprechend.

Was sagt die Ampel-Koalition zu möglichen Cannabis-Lizenzen?

So sagte Rothe: „Was die lizenzierten Shops genau sind, das muss jetzt glaube ich im Gesetzgebungsprozess definiert werden. Ich denke, dadurch, dass explizit drinsteht, dass es als Genussmittel verkauft werden soll, ist ausgeschlossen, dass es nur in Apotheken verkauft werden kann – weil dann ist es ein medizinisches Produkt. Ich glaube, dass es ein coffeeshopartiges System geben wird.“

Hervorragend! Und Grüne und FDP? Was möchten die wohl? Bei den Grünen ist es klar: Coffeeshops! Oder wie sie es nennen: „Fachgeschäfte“. So lautete der Original-Wortlaut, des bereits 2017 erstmals eingebrachten Cannabiskontrollgesetzes der Grünen. Das hört sich schon mal gut an. Die FDP scheint sich da hingegen absolut nicht sicher zu sein, was sie möchte.

FDP: Cannabis in Apotheken, in Fachgeschäften oder einfach überall?

Noch Ende 2020, als die Grünen ihr Cannabiskontrollgesetz erneut zur Abstimmung in den Bundestag brachten, lehnte die FDP dies ab. Nur die Linke stimmte zu. Eine der Begründungen der FDP für die Ablehnung war, dass man den Verkauf nicht nur in Fachgeschäften, wie von den Grünen vorgeschlagen, sondern auch in Apotheken oder etwa Lebensmittelgeschäften zulassen wolle. Das ist zwar erst ein Jahr her, aber in der Zwischenzeit hat man so einiges Widersprüchliches zu diesem Thema von der FDP gehört.

Was also wird nun kommen? Das weiß leider noch niemand. Aber für unser Verständnis spricht einiges für ein Coffeeshop-Modell. Die „lizenzierten Geschäfte“, die ja so auch explizit im Koalitionsvertrag erwähnt werden, sind die Grundlage dieser Vermutung – gepaart mit den neuesten Aussagen der SPD und dem in den letzten Jahren mehrfach vorgeschlagenen Cannabis-Kontrollgesetz der Grünen.

Und wer bekommt dann eine Lizenz für einen Coffeeshop in Deutschland?

Wenn der Wunsch der meisten Menschen wahr wird, dann darf im Idealfall sozusagen jede und jeder in Deutschland einen Coffeeshop aufmachen. Für den Moment hoffen wir, dass sich solche Fachgeschäfte am Cannabiskontrollgesetz der Grünen orientieren werden. Dann wären etwa folgende Bedingungen an den Betrieb eines lizenzierten Cannabisgeschäfts geknüpft:

  • Angemeldetes Gewerbe,
  • Vorlage des Führungszeugnisses (es ist leider unklar, wie sich Einträge wegen Cannabis auswirken würden),
  • Einkauf nur bei behördlich zugelassenen Unternehmen,
  • Mindestabstand zu Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen (Abstand ist Ländersache),
  • Werbeverbot für das Geschäft,
  • Zugangskontrollen mit Altersnachweis,
  • die Erstellung und Vorlage eines Sozialkonzepts, das Maßnahmen hinsichtlich der Suchtprävention und des Jugendschutzes darlegt,
  • alle Cannabisprodukte müssen in einem Tresor oder speziell gesicherten Raum lagern,
  • maximaler Verkauf von 30 Gramm pro Person (evtl. auch deutlich weniger),
  • spezielle Schulungen des Verkaufspersonals: alle Verkäufer müssen über ein Zertifikat verfügen und dieses alle zwei Jahre erneuern. Um dieses zu erlangen, müssen sie bspw. bei der Landes- oder Fachstelle für Suchtprävention an einer Schulung teilnehmen und nachweisen, dass sie Kenntnisse im Umgang mit Cannabis, der Wirkungsweise und Gefahren von Cannabis sowie zur Prävention der Cannabisabhängigkeit und Früherkennung von riskanten Konsummustern und darauffolgenden Weitervermittlung von betroffenen Personen an Suchtberatungsstellen oder Therapieeinrichtungen erworben haben.

Dies sind nur möglich Beispiele aus dem abgelehnten Cannabiskontrollgesetz. Aber wir denken, dass dies die grobe Marschrichtung im Fall der Cannabis-Legalisierung sein wird. Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, was für eine Coffeeshop-Lizenz in Deutschland benötigt wird, werden wir natürlich augenblicklich den Artikel updaten und euch darüber informieren.

43 Kommentare

  1. Was für mich auch sehr interessant ist, ob der Online Handel mit Altersverifizierung möglich sein wird. Z.b. Über den Age Check von DHL in Kombination von einem Altersverifizirerungssystem auf der Webseite. Was meint ihr?

  2. Die Schulungen besten ich mit 1+ :))) person kontrollieren… kein ding… Platz im Keller hab ich auch ^^ es kann öosgehn wor werden selbstständig♡♡♡♡

  3. Freut euch nicht zu früh, ich bin das ganze gedanklich durchgegangen. Die Lizenzen werden an die Gruppen vergeben die sich im Milieu auskennen. Falls jemand doch eine Lizenz ergattert wird er das Milieu kennenlernen, Schutzgeld Geldwäsche usw. Mir gefällt das auch nicht aber so wird es in den Großstädten kommen, in der Provinz könnte man Glück haben und unbemerkt seinen Traum verwirklichen.

    • @BigBud (und allgemein) Glaube nicht das irgendwelche „kriminelle Milieu Typen“ eine Chance auf eine Lizenz haben werden.Da wird der deutsche Staat schon genau hinschauen.Und mit deutscher Gründlichkeit überprüfen wer da überhaupt irgendwas bekommt (Stichwort vorab:sauberes Führungszeugnis und so…).
      Wer dazu noch grob gegen irgendwelche Regeln und Vorgaben verstößt oder falsche Angaben macht bekommt sowieso ganz schnell seine Lizenz entzogen.Das denke ich ist sicher und auch wichtig und richtig!
      Schließlich möchte man die organisierten Kriminalität nicht mit im Boot haben bzw. in diesem Bereich eliminieren.
      Außerdem möchte niemand unkontrollierbare Zustände wie z.B. in den 90igern in der Schweiz geschehen haben.Wo Leute entführt/erpresst/gerippt wurden und es vor kiffenden Jugendlichen/Kindern in der Öffentlichkeit nur so wimmelte.Also genau das sollte hier nicht passieren.

      • @ Warlock kann dir da nur zustimmen genauso läufts bei uns in der Glücksspiel Branche…..die Lizenz zu bekommen ist schwierig und du musst drauf achten, das alles eingehalten wird …….hast du Verstöße, ist Genehmigung ganz schnell wieder weg…..als unseriösen Anbieter hast du in stark regulierten Branchen, wenig chancen lange zu überleben.

  4. Es ist aufm tisch gelaufen und wurde auch akzeptiert. Nur das problem ist das mann umschulung dafür machen muss, was für umschulung wird hier gemeint?

  5. Moin,

    glaube der Anreiz wird für viele Menschen bestehen und die Dinger werden nur so aus dem Boden sprießen per franchise oder auch Leute die das selbstständig machen und wieder schließen, bis sich dann die „großen“ Ketten breit machen und du ein MC Jibbit bekommst.

  6. komplett bescheuert diese vorgelegten richtlinien für einen verkauf hat sich das nur der author des artikels ausgedacht? hallo? das ist eine pflanze und kein radioaktiver sprengstoff oder sowas!

  7. Hallo Leute, der Weg ist bereits für die Zukunft geebnet. Ohne große Umschulung Lizenzen usw., Cannabispflanzen kaufen, anbauen lassen, pflegen zu lassen und abzuernten mit einer 50% Beteiligung. Verkauf deiner Ernten 4 – 5 mal im Jahr, langfristig attraktiv daran verdienen. Mit der Legalisierung sich die Ernte nach Hause schicken zu lassen. Macht euch schlau👍 einfach den https://cannergrow.com/r/HZP1HV
    anklicken.

  8. Am Ende wird es so sein:
    Der Staat gibt vor bei welchem Händler bezogen werden darf (Safe Firmen in der Politiker Aktien Anteile besitzen) dann wird das wie bei Shisha Tabak versiegelt mit Steuerbanderole und alle Shops mit ausländischen Wurzeln bekommen jede Woche regelmäßig Besuch vom Zoll,damit nicht 1g verkauft wird an dem der Staat nicht mit verdient hat. Einkaufs und Verkaufspreise werden grob festgelegt,damit nur große Ketten mit riesigen Absatz Chancen überleben. Jeder der auch nur ansatzweise glaubt hier wäre Geld zu verdienen,täuscht sich

  9. Wohn in einer Kleinstadt, und werde auf jeden Fall versuchen, eine Lizenz zu erwerben…bei uns stehen so viele Geschäfte leer, da würde ich sofort einen Laden eröffnen können…hoffe man wird die Möglichkeit bekommen, richtige Coffeeshops nach Niederländischem Vorbild aufzubauen…

    • Kiffen“, wie der Konsum von Marihuana in Joints genannt wird, wird hierzulande in den Abgabestellen nicht erlaubt sein. Anders als die Niederlande werden keine Coffeeshops mit Joints auf der Speisekarte erlaubt, sondern reine Verkaufsstätten. Der Konsum wird, analog zum Nichtraucherschutzgesetz, in öffentlichen Gebäuden nicht gestattet sein. Nach dem Essen im Restaurant einen Joint rauchen wird also ebenso wenig möglich sein, wie das Zigarettenrauchen. Vor dem Restaurant wird es dann aber legal sein, einen Joint zu konsumieren. Rücksichtnahme auf andere Nichtraucher und Nichtkiffer wird immer vorausgesetzt.

  10. also, wenn ich das hier so lese, dann kann man sich schon vorstellen, was für einen Run es auf Lizenzen am Anfang geben wird. jeder Vogel der regelmäßig ein paar joints raucht und vorher nicht die Eier hatte zu verticken will dann einen Coffeeshop aufmachen.
    und genau das ist es. solche Leute sind Konsumenten und keine Geschäftsleute und werden selbst ihr bester Kunde und nach ca 3 Jahren, haben 90% der kiffer-shops zu gemacht weil sie Pleite sind oder wenn Sie Pech haben sogar noch verschuldet.
    ab dann wird es interessant, wer sich gehalten und etabliert hat. dann gibt es wahrscheinlich auch wieder Lizenzen und man kann es vernünftig als Geschäftsmodell angehen und geht nicht unter bei den ganzen Idioten.

    interessant ist ebenfalls, was ist, wenn man wegen Drogenhandel vorbestraft ist, solange es cannabis ist, sollte einem das doch zu gute kommen, da man mit dem Verkauf bereits vertraut ist. allerdings sieht der deutsche Staat das bestimmt anders.

    was ist dann eigentlich mit den Leuten die vorher einen Bewährungswiederruf wegen zb 3-4 Gramm bekommen haben und dann wurde es legal? wird der bewährungswiederruf dann widerrufen? xD

  11. Alle reden sie über franchise, doch nichts geht über was traditionellen. Ich würde lieber zu einem Shop greifen den es nur einmalig gibt.

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